Das ungekürzte Interview könnt ihr hier lesen:
TM: Hallo Guy! Vielen Dank für das Interview. Wer bist du
und was gibt es über dich zu wissen?
Guy: Ich heiße Guy Pearce und bin nicht der aus Memento,
spart euch also das Fragen. Ich reviewe seit 4 Jahren Filme und habe vor kurzem
meinen eigenen Kurzfilm gemacht: The Rope Maiden.
TM: Wie du schon sagtest, wurde dein Film „The Rope Maiden“
kürzlich fertiggestellt. Was gibt es darüber zu sagen?
Guy: Ich bezeichne The Rope Maiden als Pseudo Snuff Komödie.
Ich spiele eine überzeichnete Version von mir, die ein Tutorial über Leute
umbringen macht. Der gesamte Film war insofern ein absolutes Experiment, dass
ich während des Prozesses lernen musste und ein Gefühl dafür bekommen wollte,
wie schwer es eigentlich ist einen Film zu machen. Ich habe für Rope Maiden das
Drehbuch geschrieben, Regie geführt, darin geschauspielert, ihn geschnitten und
die Special Effects und die Synchro meiner eigenen Dialoge erstellt. Es war
ungefähr wie Laufen lernen.
TM: Dein Film ist ein
Mix aus vielen verschiedenen Genres. Würdest du sagen, dass alles so
funktioniert hat, wie du es dir vorgestellt hast? Wieso hast du lieber
verschiedene Stilrichtungen vermischt als einen reinen Splatter-, Fake Snuff-
oder Comedy Film zu machen? Könntest du dir vorstellen jemals einen solchen
Film zu machen?
Guy: Die Pseudo Snuff Manie ist gekommen und gegangen.
Damals war „Flowers of Flesh and Blood“ zum Beispiel ein Riesending, aber
heutzutage würde es keiner mehr dulden. Auch wollte ich meinen etwas albernen
Humor einbringen, mit dem meine Youtube Abonnenten schon vertraut sind. Da sie
meinen Film durch Kickstarter finanziert haben, habe ich ihn ziemlich auf sie
zugeschnitten. Es gibt dieses extrem negative Image des „Gore schauenden Unmenschen“,
auf welches viele Leute herabschauen. Ich habe schon erlebt, wie Leute meine
Filmsammlung begutachtet haben und komplett ausgerastet sind, also wollte ich
als Antwort darauf etwas Comedy ins Snuff Genre einbringen. Horrorfans können
auch lachen.
TM: Was hat dich dazu inspiriert, “TRM” zu machen? Ging dir
die Idee schon für längere Zeit durch den Kopf oder war es mehr so eine
spontane Sache?
Guy: Ich hatte schon eine Zeit lang versucht einen Film zu
machen, viele Ideen existierten sogar schon als Storyboard, jedoch ohne
Schauspieler, die sich verpflichten wollten. Am Ende dachte ich, dass ich einen
Film machen sollte, in dem nur eine oder zwei Personen mitspielen würden, eine
davon könnte ich sein. Der Großteil dessen, was man im Final Cut zu sehen
bekommt, wurde während einer schlaflosen Nacht in Berlin erdacht.
TM: Wie hast du deine weibliche Hauptrolle kennengelernt?
War es dir wichtig, eine japanisch aussehende Schauspielerin zu haben, oder war es nur ein glücklicher
Zufall?
Guy: Ich hatte zuvor als Koch in japanischen Restaurants
gearbeitet, was dazu führte, dass ich viele ausländische Personen kennenlernte.
Ich habe meine Freunde wissen lassen, dass ich eine Schauspielerin suche und
wurde Tomo Ishii vorgestellt, welche eine Künstlerin war und schon etwas
Erfahrung im Schauspielern hatte. Sie wollte beim Film mitmachen, während sie
im Ausland war und ich brauchte eine Hauptrolle, also hat das perfekt
hingehauen.
Eine japanische Hauptdarstellerin zu haben war nicht
wichtig, aber es hat mir geholfen auf einigen Sachen aufzubauen und hat den
Film zu dem gemacht, was er ist. Wenn die Hauptdarstellerin aus Russland käme,
wäre es ganz anders. Tomo hatte Angst, dass ihr Schauspiel nicht gut sein
würde, wenn sie Englisch spräche, also hab ich ihr gesagt, dass sie es einfach
auf Japanisch machen solle.
TM: Dein Film hat einige schöne Spezialeffekte zu bieten,
welche du selbst kreiert hast. Wie bist du damit zurechtgekommen? War es schwer
alles echt aussehen zu lassen?
Guy: Haha, ich bin mir nicht sicher ob alles echt aussieht,
aber wie gesagt, ich habe alles gelernt, während ich es tat. Ich hatte nie
zuvor mit Flüssiglatex gearbeitet oder irgendeine Art von praktischem Effekt
erschaffen, aber ich habe viele „Behind the Scenes“ Making ofs von Horrorfilmen
gesehen und wusste somit, wie ich es angehen musste.
TM: Wie lange hat das eigentliche Drehen gedauert? Gab es
unvorhergesehene Schwierigkeiten?
Guy: In der ersten Woche mochte ich das Material nicht. Ich
mochte nicht, wie ich meinen Charakter darstellte und mir gefiel die Art nicht,
in der Tomo von der Decke hing. Also habe ich alles verworfen und nochmal über
alles nachgedacht. Die nächste Woche lief dann alles gut und wir haben den
Großteil davon innerhalb von 7 Tagen gedreht.
TM: Wie ich gehört habe, bist du ein Fan von extremen
Filmen, besonders denen aus Japan. Kann man TRM als deine persönliche Huldigung
des extremen japanischen Kinos sehen?
Guy: Obwohl ich mich sehr stark von Filmen wie „Guinea Pig“
habe beeinflussen lassen, ging es mir mehr um eine Neuerfindung des
Snuffgenres. Die Idee war, zwei Genres, welche in komplettem Widerspruch
stehen, in einem Film zu vereinen.
TM: Was fasziniert dich an extremem Kino? Wann hat diese
Passion angefangen?
Guy: Ich glaube es fing alles mit „Der Struwwelpeter an“.
Meine Oma gab mir das Buch als ich 7 Jahre alt war und ich war fasziniert von
dem Mann, der ins Haus gerannt kommt und dem kleinen Jungen mit den riesigen
Scheren die Daumen abschneidet und dem Mädchen, dass sich selbst mit den
Streichhölzern verbrennt. Ich habe dieses Buch unzählige Male gelesen, obwohl
ich zu angsterfüllt war um die jeweilige Seite umzuschlagen. Ich glaube, damit
hat meine Faszination für das Morbide angefangen. Was Filme angeht, liebe ich alle Arten, insbesondere Horror. In
meiner Jugend waren meine Lieblingsfilme „The Leprechaun“ und noch ein paar
andere blöde Horrorkomödien. „Battle Royale“ und „Ichi – The Killer“ habe ich,
dank eines Freundes meines großen Bruders, der der die Tapes gekauft hat, an
dem Tag gesehen, an dem sie bei uns herauskamen und das hat mir echt die Augen
geöffnet was andere Filme angeht, insbesondere extremes, asiatisches Kino. Sie
haben einfach eine total andere Art extremen Horror zu erschaffen und das hatte
ich so noch nie zuvor gesehen.
TM: Was sind deine absoluten Lieblingsfilme und warum?
Guy: Pinocchio
964, Little Otik, Mermaid in a Manhole, The Untold Story, The Thing, They Live,
American Psycho, Videodrome, Natural Born Killers, Blood Diner, Blue Velvet,
Antichrist, Cannibal Holocaust, Zebraman, Happiness of the Katakuris,
ReGOREgitated Sacrifice and Muppet Treasure Island – weil sie alle grandiose
sind
TM: Viele kennen dich durch deinen Youtube Channel
“SculptingFragments”. Was kannst du uns darüber sagen?
Guy: Ich habe meinen Youtube Channel angefangen nachdem ich
den von Mizpol gesehen habe. Da habe ich mir gedacht, dass ich auch ein paar
coole Editionen hatte, die andere Leute gerne da sahen, also habe ich meinen
Channel mehr dem extremen Underground Film gewidmet. Ich reviewe aber
eigentlich nicht mehr, hauptsächlich weil Youtube ständig sein beschissenes
Layout ändert und ich nicht mehr weiß, was zum Teufel funktioiert und was
nicht. Weiterhin werde ich da auch nicht mehr gebraucht, man kann sich dutzende
von Videos ansehen, in denen prä-pubertäre Kinder „Mordum“ und „Traces of
Death“ besprechen.
TM: Ich finde es toll, dass sich in der Special Edition von
TRM auch eine VHS befindet. Ist die VHS für dich ein zeitloses Format?
Guy: Ich verstehe schon, dass viele Leute keinen
Kassettenrecorder mehr besitzen und viele Sammler nur um des Sammeln Willens
kaufen. Aber VHS feiert gerade ein Comeback, es gibt dutzende DIY Labels,
welche ihre Lieblingsfilme in solchen Deluxe Verpackungen anbieten. In den
letzten fünf Jahren ist so viel Retrokram wieder in Mode gekommen. Die Kinder
laufen rum wie ihre Eltern und ziehen Schreibmaschinen ihren Laptops vor. Es
macht Spaß sich das anzuschauen, aber mir geht es eher am Arsch vorbei. Ich
verstehen schon, dass für VHS und Vinyl noch ein Markt besteht, aber letztens
war ich einem Musikgeschäft und dort haben sie wieder Kassetten verkauft. Irgendwann ist es auch gut…
TM: Hast du
Pläne für die Zukunft? Können wir einen neuen Film von dir
erwarten? Vielleicht einen Spielfilm in voller Länge?
Guy: Filme Machen ist etwas, was ich weiterführen möchte,
aber ich würde mich nicht als Filmemacher bezeichnen. Ich hätte aber einige
Ideen, auf denen ich etwas aufbauen möchte, mal schauen, was daraus wird.
TM: Danke nochmal für deine Antworten. Letzte Worte, Grüße
etc?
Guy: Ich danke jedem, der dem Film etwas beigesteuert hat
und meinen Freunden, die ihre freien Tage geopfert haben, um mir am Set zu
helfen. Ich danke auch jedem, der TRM gekauft hat, derzeit erfreue ich mich
sehr an den Resonanzen. Ihr könnt mir auch ruhig sagen, dass mein Film scheiße
ist, ich mag positives und negatives Feedback. Sagt mir, woran ich nächstes Mal
arbeiten kann. Peace.
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