Dienstag, 8. Oktober 2013

INTERVIEW: GUY PEARCE (The Rope Maiden)

Guy Pearce aka SculptingFragments ist nicht nur ein sehr langlebiger Youtuber, den vor allem Asia Sickos kennen dürften, sondern auch der Regisseur des vor einiger Zeit auf Thanatische Manifestationen vorgestellten Kurzfilmes "The Rope Maiden". In Undergroundkreisen wurde sein erstes Werk sehr gut aufgenommen und auch abgesehen von seinem Film ist der Brite ein Mensch, mit dem es sich lohnt einen Plausch zu halten. Also habe ich es mir nicht nehmen lassen, ihm einige Fragen über seinen Film, seine Geschmäcker und ihn persönlich zu stellen.





Das ungekürzte Interview könnt ihr hier lesen:




TM: Hallo Guy! Vielen Dank für das Interview. Wer bist du und was gibt es über dich zu wissen?
Guy: Ich heiße Guy Pearce und bin nicht der aus Memento, spart euch also das Fragen. Ich reviewe seit 4 Jahren Filme und habe vor kurzem meinen eigenen Kurzfilm gemacht: The Rope Maiden.

TM: Wie du schon sagtest, wurde dein Film „The Rope Maiden“ kürzlich fertiggestellt. Was gibt es darüber zu sagen?
Guy: Ich bezeichne The Rope Maiden als Pseudo Snuff Komödie. Ich spiele eine überzeichnete Version von mir, die ein Tutorial über Leute umbringen macht. Der gesamte Film war insofern ein absolutes Experiment, dass ich während des Prozesses lernen musste und ein Gefühl dafür bekommen wollte, wie schwer es eigentlich ist einen Film zu machen. Ich habe für Rope Maiden das Drehbuch geschrieben, Regie geführt, darin geschauspielert, ihn geschnitten und die Special Effects und die Synchro meiner eigenen Dialoge erstellt. Es war ungefähr wie Laufen lernen.

TM:  Dein Film ist ein Mix aus vielen verschiedenen Genres. Würdest du sagen, dass alles so funktioniert hat, wie du es dir vorgestellt hast? Wieso hast du lieber verschiedene Stilrichtungen vermischt als einen reinen Splatter-, Fake Snuff- oder Comedy Film zu machen? Könntest du dir vorstellen jemals einen solchen Film zu machen?
Guy: Die Pseudo Snuff Manie ist gekommen und gegangen. Damals war „Flowers of Flesh and Blood“ zum Beispiel ein Riesending, aber heutzutage würde es keiner mehr dulden. Auch wollte ich meinen etwas albernen Humor einbringen, mit dem meine Youtube Abonnenten schon vertraut sind. Da sie meinen Film durch Kickstarter finanziert haben, habe ich ihn ziemlich auf sie zugeschnitten. Es gibt dieses extrem negative Image des „Gore schauenden Unmenschen“, auf welches viele Leute herabschauen. Ich habe schon erlebt, wie Leute meine Filmsammlung begutachtet haben und komplett ausgerastet sind, also wollte ich als Antwort darauf etwas Comedy ins Snuff Genre einbringen. Horrorfans können auch lachen.



TM: Was hat dich dazu inspiriert, “TRM” zu machen? Ging dir die Idee schon für längere Zeit durch den Kopf oder war es mehr so eine spontane Sache?
Guy: Ich hatte schon eine Zeit lang versucht einen Film zu machen, viele Ideen existierten sogar schon als Storyboard, jedoch ohne Schauspieler, die sich verpflichten wollten. Am Ende dachte ich, dass ich einen Film machen sollte, in dem nur eine oder zwei Personen mitspielen würden, eine davon könnte ich sein. Der Großteil dessen, was man im Final Cut zu sehen bekommt, wurde während einer schlaflosen Nacht in Berlin erdacht.

TM: Wie hast du deine weibliche Hauptrolle kennengelernt? War es dir wichtig, eine japanisch aussehende Schauspielerin zu  haben, oder war es nur ein glücklicher Zufall?
Guy: Ich hatte zuvor als Koch in japanischen Restaurants gearbeitet, was dazu führte, dass ich viele ausländische Personen kennenlernte. Ich habe meine Freunde wissen lassen, dass ich eine Schauspielerin suche und wurde Tomo Ishii vorgestellt, welche eine Künstlerin war und schon etwas Erfahrung im Schauspielern hatte. Sie wollte beim Film mitmachen, während sie im Ausland war und ich brauchte eine Hauptrolle, also hat das perfekt hingehauen.
Eine japanische Hauptdarstellerin zu haben war nicht wichtig, aber es hat mir geholfen auf einigen Sachen aufzubauen und hat den Film zu dem gemacht, was er ist. Wenn die Hauptdarstellerin aus Russland käme, wäre es ganz anders. Tomo hatte Angst, dass ihr Schauspiel nicht gut sein würde, wenn sie Englisch spräche, also hab ich ihr gesagt, dass sie es einfach auf Japanisch machen solle.




TM: Dein Film hat einige schöne Spezialeffekte zu bieten, welche du selbst kreiert hast. Wie bist du damit zurechtgekommen? War es schwer alles echt aussehen zu lassen?
Guy: Haha, ich bin mir nicht sicher ob alles echt aussieht, aber wie gesagt, ich habe alles gelernt, während ich es tat. Ich hatte nie zuvor mit Flüssiglatex gearbeitet oder irgendeine Art von praktischem Effekt erschaffen, aber ich habe viele „Behind the Scenes“ Making ofs von Horrorfilmen gesehen und wusste somit, wie ich es angehen musste.

TM: Wie lange hat das eigentliche Drehen gedauert? Gab es unvorhergesehene Schwierigkeiten?
Guy: In der ersten Woche mochte ich das Material nicht. Ich mochte nicht, wie ich meinen Charakter darstellte und mir gefiel die Art nicht, in der Tomo von der Decke hing. Also habe ich alles verworfen und nochmal über alles nachgedacht. Die nächste Woche lief dann alles gut und wir haben den Großteil davon innerhalb von 7 Tagen gedreht.

TM: Wie ich gehört habe, bist du ein Fan von extremen Filmen, besonders denen aus Japan. Kann man TRM als deine persönliche Huldigung des extremen japanischen Kinos sehen?
Guy: Obwohl ich mich sehr stark von Filmen wie „Guinea Pig“ habe beeinflussen lassen, ging es mir mehr um eine Neuerfindung des Snuffgenres. Die Idee war, zwei Genres, welche in komplettem Widerspruch stehen, in einem Film zu vereinen.

TM: Was fasziniert dich an extremem Kino? Wann hat diese Passion angefangen?
Guy: Ich glaube es fing alles mit „Der Struwwelpeter an“. Meine Oma gab mir das Buch als ich 7 Jahre alt war und ich war fasziniert von dem Mann, der ins Haus gerannt kommt und dem kleinen Jungen mit den riesigen Scheren die Daumen abschneidet und dem Mädchen, dass sich selbst mit den Streichhölzern verbrennt. Ich habe dieses Buch unzählige Male gelesen, obwohl ich zu angsterfüllt war um die jeweilige Seite umzuschlagen. Ich glaube, damit hat meine Faszination für das Morbide angefangen. Was Filme angeht,  liebe ich alle Arten, insbesondere Horror. In meiner Jugend waren meine Lieblingsfilme „The Leprechaun“ und noch ein paar andere blöde Horrorkomödien. „Battle Royale“ und „Ichi – The Killer“ habe ich, dank eines Freundes meines großen Bruders, der der die Tapes gekauft hat, an dem Tag gesehen, an dem sie bei uns herauskamen und das hat mir echt die Augen geöffnet was andere Filme angeht, insbesondere extremes, asiatisches Kino. Sie haben einfach eine total andere Art extremen Horror zu erschaffen und das hatte ich so noch nie zuvor gesehen. 



TM: Was sind deine absoluten Lieblingsfilme und warum?
Guy: Pinocchio 964, Little Otik, Mermaid in a Manhole, The Untold Story, The Thing, They Live, American Psycho, Videodrome, Natural Born Killers, Blood Diner, Blue Velvet, Antichrist, Cannibal Holocaust, Zebraman, Happiness of the Katakuris, ReGOREgitated Sacrifice and Muppet Treasure Island – weil sie alle grandiose sind

TM: Viele kennen dich durch deinen Youtube Channel “SculptingFragments”. Was kannst du uns darüber sagen?
Guy: Ich habe meinen Youtube Channel angefangen nachdem ich den von Mizpol gesehen habe. Da habe ich mir gedacht, dass ich auch ein paar coole Editionen hatte, die andere Leute gerne da sahen, also habe ich meinen Channel mehr dem extremen Underground Film gewidmet. Ich reviewe aber eigentlich nicht mehr, hauptsächlich weil Youtube ständig sein beschissenes Layout ändert und ich nicht mehr weiß, was zum Teufel funktioiert und was nicht. Weiterhin werde ich da auch nicht mehr gebraucht, man kann sich dutzende von Videos ansehen, in denen prä-pubertäre Kinder „Mordum“ und „Traces of Death“ besprechen.



TM: Ich finde es toll, dass sich in der Special Edition von TRM auch eine VHS befindet. Ist die VHS für dich ein zeitloses Format?
Guy: Ich verstehe schon, dass viele Leute keinen Kassettenrecorder mehr besitzen und viele Sammler nur um des Sammeln Willens kaufen. Aber VHS feiert gerade ein Comeback, es gibt dutzende DIY Labels, welche ihre Lieblingsfilme in solchen Deluxe Verpackungen anbieten. In den letzten fünf Jahren ist so viel Retrokram wieder in Mode gekommen. Die Kinder laufen rum wie ihre Eltern und ziehen Schreibmaschinen ihren Laptops vor. Es macht Spaß sich das anzuschauen, aber mir geht es eher am Arsch vorbei. Ich verstehen schon, dass für VHS und Vinyl noch ein Markt besteht, aber letztens war ich einem Musikgeschäft und dort haben sie wieder Kassetten verkauft. Irgendwann ist es auch gut…



TM: Hast du Pläne für die Zukunft? Können wir einen neuen Film von dir erwarten? Vielleicht einen Spielfilm in voller Länge?
Guy: Filme Machen ist etwas, was ich weiterführen möchte, aber ich würde mich nicht als Filmemacher bezeichnen. Ich hätte aber einige Ideen, auf denen ich etwas aufbauen möchte, mal schauen, was daraus wird.

TM: Danke nochmal für deine Antworten. Letzte Worte, Grüße etc?
Guy: Ich danke jedem, der dem Film etwas beigesteuert hat und meinen Freunden, die ihre freien Tage geopfert haben, um mir am Set zu helfen. Ich danke auch jedem, der TRM gekauft hat, derzeit erfreue ich mich sehr an den Resonanzen. Ihr könnt mir auch ruhig sagen, dass mein Film scheiße ist, ich mag positives und negatives Feedback. Sagt mir, woran ich nächstes Mal arbeiten kann. Peace.

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