Human Larvae ist ein Name, den Noise- und Post- Industrial
Fans sicherlich nicht zum ersten Mal hören. Das Ein-Mann Projekt rund um Daniel
Burfoot hat es in den fünf Jahren geschafft, durch seine Releases durchgehend
zu überzeugen und emotionalen, starken und intelligent strukturierten Noise zu spielen,
welcher aus der Masse an Releases meilenweit heraussticht. Nach der
Veröffentlichung von „What Lies Ahead“ (Unrest Productions) wurde es ruhig um
Human Larvae, welcher jedoch generell nicht zu den Künstlern gehört, welche im
Minutentakt Releases auf den Markt werfen. Man merkt jedem seiner Alben an, wie
viel Planung darin steckt und welchen Reifeprozess es durchschritten hat. Demzufolge
war ich sehr erfreut als ich hörte, dass das deutsche Label L.White Records den
neusten Streich „Womb Worship“ herausbringen würde.
Schon der erste Track „Perdition From
The Virgins Mouth” ist eine wahre Wonne und zeigt, dass Human Larvae seinen
Stil beibehalten und verfeinert hat. Durchdachte, strukturierte Elemente
vermischen sich mit dezenten, aber wirkungsvollen harshen Klängen, begleitet
von der gelungenen Vocalperformance, welche man schon aus früheren
Veröffentlichungen kennt. Je länger der Track läuft, desto mehr vermag er ein
Gefühl von Aggression aufzubauen, ohne sich jedoch in reinem Harsh Noise zu
verlieren. Nach einem zurückhaltenden, fast schon in Ambient Gefilde
überschwappenden Zwischenspiel, folgt „Slave to Violence“, ein Track, der die
Tugenden des Openers noch weiter ausbaut und niedrige, warme Frequenzen mit
harten, verzerrten Harsh Noise Elementen vermischt. Der Song gewinnt über die
Laufzeit hinweg stark an Dynamik und wirkt, nicht zuletzt wegen der noch
kernigeren Vocals, sehr emotional und bombastisch. Obwohl sich die Schwerpunkte
oftmals verlagern, lässt Human Larvae nicht zu, dass ein Klang die Oberhand
ergreift und die anderen ausblendet. Die Stärke entsteht aufgrund der Tatsache,
dass er die einzelnen Teilaspekte auf geschickte Art übereinanderzulegen weiß, der
Wiedererkennungswert liegt im Zwischenspiel. Dies kommt vor allem beim nächsten
Track „Entwined In The Umbilical Noose“ zur Geltung. Hier gesellen sich pulsierende,
analoge Synthesizer Klänge zu knarrenden Türgeräuschen (?) und drone-artig ausgebreiteten
Verzerrungen. Gerade in diesem gesangsfreien Track kommt das starke Konzept
hinter dem Klang außerordentlich gut zum Vorschein.
Die Subtilität des vierten Tracks vermischt
sich in „Methods of Possession“ mit der vocalgetragenen Aggression von „Slave
to Violence“. Mittlerweile hat man verstanden, mit welchen Mitteln der Künstler
hantiert und warum „Womb Worship“ so ein starkes Werk ist. Das Album ist nicht
nur perfekt konzipiert, sondern auch ein gelungenes Wechselspiel zwischen brachialem
Krach und Zurückhaltung, zwischen einer feinen, melancholischen Note und purer
Aggression. Auf diese Art kann Human Larvae nicht nur eine unverkennbare
Emotionalität erzeugen, sondern auch Vielfalt schaffen. Die Übergänge sind
hierbei so fließend, dass man trotz der teilweise sehr verschiedenartigen
Sounds oftmals keinen Schnitt ausmachen kann. Alles wirkt so homogen und
ausgefeilt, dass „Womb Worship“ quasi wie ein zusammenhängender Klangteppich
erscheint. Trotz der hohen Stimmigkeit, hat jeder Track seine eigene Identität.
In „Obsession Intermezzo II“ finden sich zum Beispiel nur träumerische, sanfte
Synthieklänge wieder. Der darauffolgende Titeltrack „Womb Worship“ wird
eingeleitet von einer schmutzigen, verzerrten Baseline, welche sich durch den
gesamten Song zieht. Dieses Lied könnte das dichteste und atmosphärischste des
gesamten Albums und zugleich sein Höhepunkt sein. Der warme Unterton, die
metallischen Percussionelemente das Gekreische Human Larvae’s, alles wirkt so
perfekt durchdacht und dennoch 100% organisch. Ein würdiger Abschluss für ein
grandioses Album!
Fazit: „Womb Worship“ ist eines der
interessantesten Noise Releases, welches uns das Jahr 2013 beschert hat.
Aggressiv, warm, durchdacht und thematisch stimmig, erstrahlt das neuste Werk
Human Larvae’s in voller Pracht und vermengt mehrere Einflüsse zu einem
wahnsinnig dichten, bombastischen Gesamtkunstwerk. Human Larvae beschreitet
neue Pfade und bleibt dabei selbstsicher. „Womb Worship“ ist ein absolut
empfehlenswertes Album, in meinen Augen sogar das reifste und beste, das dieses
Künstler je veröffentlicht hat.
Die CD ist bei L. White Records erhältlich. Sie ist verpackt in einer stabilen Papphülle, auf welcher
das sehr effektive Artwork sehr gut zur Geltung kommt.
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