Ein gestörter Vergewaltiger und Psychopath ist auf freiem
Fuß und missbraucht und tötet wehrlose Väter. Drei Betroffene haben es sich zur
Aufgabe gemacht dem geisteskranken Gewaltverbrecher namens Chris Fuckman das
Handwerk zu legen, ahnen jedoch nicht, mit welchen Mächten sie sich anlegen.
Troma ist ein Name, der direkt Assoziationen weckt. Die
Independent Firma aus Amerika ist seit den 80ern felsenfest im Underground-,
Amateur- und Trashsektor verankert und hat sich unter Horrorfans einen so guten
Namen gemacht, dass der Terminus „Tromafilm“ quasi schon ein eigenes Genre
bezeichnet. Wie Fans jedoch wissen, ist Tromafilm nicht gleich Tromafilm. Auf
der einen Seite gibt es die Filme, welche von Troma selbst ersonnen und
produziert werden (Toxic Avenger, Sgt. Kabukiman, Tromeo & Juliet etc.) und
auf der anderen Seite stehen die Independentproduktionen, welche von Troma
aufgekauft und releast, aber nicht gedreht werden (Rabid Grannies, Bloodsucking
Freaks, Necronos [in den USA] etc.). Father’s Day stellt jedoch eine Ausnahme
dar. Als Labelchef Lloyd Kaufmann den Faketrailer (Tarantino und Rodriguez
lassen grüßen) zu Gesicht bekam, war er so begeistert, dass er der kanadischen Filmschmiede
Astron-6 ein Budget von 10,000 $ zu Verfügung stellte, um Father’s Day Wirklichkeit
werden zu lassen. Somit ist der Film zur Hälfte eine hauseigene Tromaproduktion
und zur anderen Hälfte ein Independent Film, welcher von Troma releast, aber
nicht kreiert wurde. Es ist nicht zu leugnen, dass in beiden Tromafilm-Kategorien sowohl zeitlose
Trashepen, als auch nahezu unanschaubare Rohrkrepierer veröffentlicht wurden.
Father’s Day steht jedoch für den Tromageist der Gegenwart und stellt ein (im
positiven Sinne) absolut geschmackloses Exploitationfest dar, welches selbst
von trashfremden Genrefans mehr als wohlwollend aufgenommen wurde, andere
jedoch sogar zum Verlassen diverser Screenings veranlasste. Doch was hat es mit
dem Film auf sich?
Die Geschichte um die drei jungen Männer, die dem
Vatermörder Chris Fuckman die Stirn bieten, ist noch wahnwitziger und
durchgedrehter, als das Poster und die Werbung versprechen. Twink ist ein Schwuler,
der sich auf den Straßen durch Blowjobs bei alten Männern einen Lebensunterhalt
verdient. Als sein Vater brutal vom Fuckman umgebracht wird, gerät der Stricher
unter Mordverdacht, wird aber dennoch in die Obhut von Pater Sullivan übergeben.
Die beiden ahnen nicht, dass der Fuckman schon längst die Fährte aufgenommen
hat und dem Augenzeugen Twink hinterherstellt. Zeitgleich erfährt Pater
Sullivan von einem alten Priester von der Legende des Fuckman und wird zugleich
von ihm beauftragt, den abgeschieden lebenden Ahab ausfindig zu machen, welcher
angeblich schon vor 10 Jahren den Fuckman zur Strecke brachte und dafür auch
eine mehrjährige Gefängnisstrafe verbüßen musste. Der anfangs widerwillige Ahab
lässt sich am Ende doch von Sullivan überreden und begleitet ihn mit in die
Stadt, in der der Fuckman sein Unwesen treibt. Dort sucht Ahab zunächst seine
kleine Schwester Chelsea, welche in einer Striptease Bar arbeitet und dem
Fuckman ebenso wie ihr großer Bruder Rache geschworen hat. Als der Unhold
Chelsea entführt, machen sich Twink, Ahab und Sullivan auf um sie zu befreien
und den Fuckman ein für alle Mal auszuschalten. Sie ahnen jedoch nicht, dass
der Fuckman alles andere als ein normaler Vergewaltiger und Mörder, sondern
etwas viel, viel Böseres und Dämonischeres ist.
Wie man deutlich erkennen kann, ist die Handlung von Father’s
Day um einiges komplexer und durchdachter, als man es vielleicht annehmen, bzw.
von vornherein unterstellen würde. Das Produktionsteam Astron-6 hat es
geschafft, ein sehr trashiges Storykonzept und Script zu erarbeiten, welches
jedoch wasserdicht ist und sich beim zweiten Hinsehen sogar als ziemlich clever
entpuppt. Wer jedoch von vornherein einen überdrehten Funsplatter erwartet,
liegt nur zum Teil richtig. An erster Stelle ist Father’s Day nämlich ein
waschechter Grindhouse Film der neuen Ära, sprich: ein durch künstliche
Artefakte auf alt getrimmter Exploitation Film, der die Fahne des Sleazes vergangener
Tage hochhält. Zyniker könnten nun behaupten, dass jeder zweite Film heutzutage
diesen Look für sich beansprucht, bei Father’s Day passt diese Präsentation
jedoch wie die Faust aufs Auge, nicht zuletzt wegen des absolut wundervollen
Synthie Soundtracks und dem Willen zur absoluten Schmutzigkeit. Hierzu jedoch
später mehr.
Einer der größten Pluspunkte sind sicherlich die absolut
durchgeknallten Charaktere. Twink ist ein raubender, rebellischer Prostituierter,
welcher sich am Rande der Gesellschaft bewegt und alle Eigenschaften des
klassischen, abgefuckten Junkies in sich vereint. Im krassen Kontrast dazu
steht Pater Sullivan, der ein stereotyper, sanfter und moralischer junger
Pfarrer ist, welcher sich hingebungsvoll um seine Schäfchen kümmert, aber im
Verlauf des Filmes eine ziemliche Wandlung durchmacht. Ebenso überzeichnet,
wenn auch etwas weniger eindimensional als der Rest des Trios ist Ahab. Der
Mann mit Augenklappe kann als eine Art Verballhornung des klassischen Film
Noire Helden gesehen kann. Rachsüchtig, verschwiegen, überzogen maskulin und stellenweise
höchst unsympathisch, ist er quasi der Handlungsträger des Films und der Hauptgegner
Fuckmans. Andere Nebencharaktere, wie zum Beispiel der blinde, alte Priester,
der fiese Detective, die abgebrühten Stripperinnen und Twinks total fertiger
Kumpel sorgen auch für reichlich Witz und Unterhaltung, der Fokus liegt jedoch
ganz klar auf dem Trio.
Father’s Day legt viel Wert auf Szenen mit hohem
Wiedererkennungswert und Humor. Letzterer kommt dankenswerterweise nicht in der
kindisch-überdrehten Blödelform daher, die man zum Beispiel aus einigen Tromaproduktionen
der 80er kennt, sondern ist vergleichsweise dezent und wirklich witzig im
klassischen Sinne. So gibt es zum Beispiel konstante Seitenhiebe in Richtung
Religion, vor allem die wirklich göttliche Predigt von Sullivan muss hier
Erwähnung finden, sehr süffisante Spiele mit dem Film Noire Konzept Ahabs
(allem voran die herrlich sinnfreie Sirup-Parabel) und gewollt überzeichnete
Actioneinlagen, wie zum Beispiel die Waffen, die im Grab von Ahabs Vater
versteckt sind und eine Verfolgungsjagd bzw. Straßenschlacht zwischen zwei Pick
Up Trucks. Weitere Höhepunkte sind die Werbeeinblendungen von Astron-6 (kommt
wirklich so gut rüber, wie selten zuvor), die Szenen in der Striptease Bar und natürlich
das fulminante Finale, in welchem das Setdesign wirklich zu Hochformen
aufläuft. Interessant ist auch, wie man hier mit gewollter Überbeleuchtung spielt
und die Bilder oftmals in Rot- oder Grüntöne tunkt, was das Gesamtpaket noch
älter, grindiger und sleaziger erscheinen lässt.
Natürlich kommen auch die anstößigen Elemente bei weitem
nicht zu kurz. Der Fuckman selbst sieht aus wie ein lüsterner, alter
Schmutzfink und die Vergewaltigungen werden sehr explizit dargestellt. Wirklich
pornographisch wird es nie, dennoch sind die Darstellungen von homosexuellem
Analverkehr sicherlich etwas zu viel für den ein oder anderen (männlichen)
Darsteller. Jedoch muss man den Herren an dieser Stelle ein großes Lob
aussprechen, die Idee mit dem Mann, der Männer vergewaltigt, ist so einfach und
dennoch innovativ und im Genrekontext gesehen ironisch, dass es denjenigen, die
sich dem Film nicht sofort versperren direkt ein Lächeln aufs Gesicht zaubern
dürfte. Gesplattert wird natürlich auch fleißig, jedoch bemüht man sich eher um
Prägnanz, als um „Story of Ricky“‘sches Gemetzel im Sekundentakt. Es gibt
einige sehr gut gemachte Entweidungen, sehr ekelhafte Splatter- und
Folterszenen, welche in Verbindung mit den Vergewaltigungen auftreten und eine
wundervolle Kettensägenenthauptung, um nur einige der Schauwerte aufzuzählen.
Father’s Day geht sehr gut mit seinem Gore um und ernennt ihn zu einem
allgegenwärtigen Leitmotiv des Filmes, ohne ihm jedoch das Zepter völlig in die
Hand zu drücken.
Fazit: Unterm Strich ist Father’s Day ein wirklich
gelungener, einfallsreicher, unterhaltsamer und derber Film, der völlig zurecht
frischen Wind in die etwas schläfrige Exploitation/Grindhouse Schiene gebracht
hat und sich in Windeseile zu einem der neuen Markenzeichen Tromas
hochgemausert hat. Die Charaktere sind verrückt, die Handlung vielseitig und die
Präsentation kurzweilig. Klamauk bleibt dem Zuschauer erspart, dafür kann
Father’s Day eine Konsequenz und Dichte verzeichnen, welche für diese Sorte
Film absolut unüblich ist. Der Film nimmt sich trotz aller Späße und
parodistischen Untertöne sehr ernst und verdient es im Gegenzug ernstgenommen
zu werden. Sehr gelungener Genrespaß für alle jenen, welche auch nur entfernt
etwas mit dieser Art Film anfangen können!
Zur DVD: Die Version von 84 Entertainment ist ein wahres
Monster geworden (im positiven Sinne). In einem schönen Schuber verpackt,
bekommt der Fan den Director’s Cut auf Blu Ray, DVD, zwei prallgefüllte
Bonusdiscs mit sehr interessantem Bonusmaterial, die prä-finale Filmversion und
dazu noch den Soundtrack. Sicherlich die ultimative Veröffentlichung für
Sammler und Tromafreaks!
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