Nach einigen Jahren, die
er in Portugal verbracht hat, kehrt der namenlose Ich-Erzähler in
seine rheinländische Heimatstadt zurück. Hier trifft er die
Menschen, mit denen er seine durchzechte Jugend verbracht hat und
findet heraus, dass sein Vater im Gefängnis sitzt. Während er sich
wildesten Trinkorgien hingibt, sucht er nach und nach nach den
Gründen, warum die Menschen um ihn herum so geworden sind, wie sie
sind und denkt hierbei auch über seinen bisherigen Lebensweg nach.
Unter seinem bürgerlichen Namen hat Heuchert einige
Kurzgeschichten vertont, so auch die 90 Minuten lange Hörnovelle (?)
„Punchdrunk“, welche als professionell gepresste Doppel CD
veröffentlicht wurde. Diese beweist, dass Heuchert die von ihm bekannten Leitmotive
beibehalten, aber sich dennoch um einiges
weiterentwickelt hat.
Trotz der überschaubaren
Lauflänge ist „Punchdrunk“ keine gestreckte Kurzgeschichte,
welche auf einen „großen Knall“ hinarbeitet, sondern ein
ausgereiftes, eher statisch erzähltes Drama, in dem es primär um
Reflexion und Stimmung geht. Die Charakterzeichnung erstrahlt hier so
fein und subtil wie selten zuvor. In der Ich Perspektive führt uns
der Protagonist durch seine zerfurchte, hasserfüllte und
melancholische Gedankenwelt, die sich im Wechselspiel mit einer
banalen, tristen Außenwelt entfaltet, in der die Handlung
stattfindet. Auch diese ist bis auf wenige Ausnahmen nicht rasant und
actionreich, sondern bewusst kühl und autistisch gehalten. In
„Punchdrunk“ wird ein gnadenloser Realismus geboten, welcher
kontinuierlich beibehalten wird. Dennoch versinkt Heuchert mit der
Story nie in der Banalität, sondern inszeniert diese gekonnt, um die
Selbstfindung und die Weiterentwicklung des Hauptcharakters zu
beschreiben.
Das Elend und die Trauer,
die in „Punchdrunk“ allgegenwärtig sind, gehören mit zur
faszinierendsten Eigenschaft des Werkes. Schon in früheren Tagen
bewies der Autor seine starke Affinität zu trostlosem und
menschenverachtendem Nihilismus, welcher in diesem rhetorischen
Gewand gerade aufgrund seiner Bodenständigkeit so deprimierend wie
selten zuvor ist. Alle Existenzen in diesem Werk sind gebrochen,
verbittert, haben versagt und sind am absoluten Tiefpunkt ihres
Lebens angekommen. Leitmotive wie Alkoholsucht, Isolation, Weltflucht
oder der Drang nach Gewalt bilden einen Sog aus Negativität, der
durch die vielschichtigen und vor allem glaubhaften Charaktere eine
ungeheure Härte aufweist. Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen
Autoren (bei denen sich die Bezeichnung „Hipster“ eher aufdrängt
als letztere) beschreibt Heuchert Szenen, welche sich so in jeder
x-beliebigen Stadt abspielen könnten und zwar so, als würde er sie
wirklich kennen. In dieser Authentizität liegt der wohl mit Abstand
größte Reiz des Werkes.
Doch nicht nur die
Erzählweise, auch der Stil und die Sprache sind durch und durch
erwachsen und souverän. Einige der Vergleiche und Beschreibungen
sind wirklich so messerscharf und treffend, dass es absolut außer
Frage steht, dass Heuchert ein ernstzunehmender und talentierter
Autor ist. Vor allem die Gedanken, die sich der Protagonist über
seinen Vater macht und die lebhafte Beschreibung der Rauschzustände
und durchzechten Nächte finden allesamt auf dem höchstmöglichen
Niveau statt, sodass „Punchdrunk“ nie langweilt, sondern
durchgehend zu fesseln und zu interessieren vermag. Die rauchige
Stimme des Sprechers Helmut Krauss verkörpert den Charakter perfekt
und die von Heuchert selbst eingespielten Gitarrenmelodien, die als
kleine Zwischenspiele fungieren, sind das letzte Tüpfelchen auf dem
I.
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