Whitewater Orgasm ist das Projekt des Finnen Lauri
Santeri Lohi. Dieser ist seit 2010 aktiv und spielt eine Mischung aus
klassischem, stark verzerrtem Harsh Noise versetzt mit einigen
ungewöhnlichen, progressiven Elementen. Mit seinem 2012 erschienenen
Album „When was I ever Wrong?“ vermischt Lohi die oben genannten,
klassischen Elemente mit vordergründigen Melodien, was zu
erstaunlichen Resultaten führt.
Schon der erste Track „Fountain of Fox“ legt den
Grundstein für „When Was I Ever Wrong?“ und definiert den Stil,
welcher das ganze Album über beibehalten wird. Weiche und
träumerische Synthesizer sorgen für musikalische und atmosphärische
Grundtöne und werden von (vornehmlich hohen) Noise Frequenzen
begleitet. Interessant ist vor allem, wie Whitewater Orgasm diese
zunächst widersprüchlich wirkenden Stile übereinander lagert,
sodass sie miteinander harmonieren, anstatt wahllos
zusammengeschustert zu wirken. Die beiden Klangwelten interagieren
perfekt und bilden eine bemerkenswerte Symbiose aus Aggression und
Melodie, welche Whitewater Orgasm auf Albumlänge gekonnt zu
instrumentalisieren weiß. Hierbei spielen auch die Vocals, welche
sehr aggressiv, aber oftmals eher im Hintergrund auftreten, eine
große Rolle. Stellenweise erinnert die Mischung etwas an das
melodischere Prurient Material, jedoch scheint bei Whitewater Orgasm
ein gewisser melancholischer, verzweifelter Unterton eine größere
Rolle zu spielen. Dieser kommt zum Beispiel bei „Energy Sphere“
sehr deutlich zum Vorschein, wohingegen zum Beispiel „In the
Canisters There Are People Hidden Inside“ im Mittelteil
ausschließlich aggressiv und treibend klingt, obwohl beide Stücke
prinzipiell die selben „Zutaten“ aufweisen.
Aber auch was Komposition angeht, weiß Whitewater
Orgasm genau, wie er vorzugehen hat. So ist zum Beispiel das
abschließende, über 30 Minuten lange Stück eigentlich eher
statisch – und zwar so sehr, dass es fast schon an HNW erinnert -
doch dennoch vermag Lohi in die minimalistische Textur einiges an
unterschwelligem Aufbau mit einzubringen, sodass es nie zum
Stillstand kommt. „When Was I Ever Wrong?“ legt viel Wert auf
Stimmung und Aufbau und verwebt diese beiden Eckpfeiler über die
gesamte Laufzeit hinweg. „The World Turning Into Salt“ fängt zum
Beispiel ruhig an und wird immer lauter und mit jeder weiteren Spur
aggressiver. Gerade dies ist wohl der Grund dafür, dass im gesamten
Album niemals Langeweile aufkommt.
Fazit: Abwechslungsreiche und wohlklingende Klänge
verschiedener Art werden auf „When Was I Ever Wrong?“ gekonnt zu
einem zugleich brachialen und atmosphärischen Gesamtwerk vermischt,
welches in höchstem Maße charakterstark und gekonnt daherkommt. Wer
guten Harsh Noise mit Atmosphäre, experimentellen Melodien und viel
Entwicklung sucht, der ist mit Whitewater Orgasm bestens bedient.
Wirklich sehr gelungen und um ein vielfaches besser, als der meiste
schnell heruntergekurbelte Harsh Noise, der heutzutage vermarktet
wird.
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