Dass die linkshändige Philosophie ein
Feld ist, welches um einiges vielfältiger und tiefgründiger ist,
als oberflächliche Recherche es vermuten lässt, dürfte sehr
schnell jedem klar werden, der sich ernsthaft mit Thema
auseinandersetzt (das ebenfalls auf THANATISCHE MANIFESTATIONEN
vorgestellte Buch „Lords of the Left-Hand Path“ von Stephen E.
Flowers zeigt dies zum Beispiel sehr gut). Insofern liegt es in der
Natur der Sache, dass dieses Gebiet von einer Vielzahl von stark
unterschiedlichen Charakteren und sich durchgehend verändernden,
weiterentwickelnden Ideen und Konzepten bevölkert wird. Wie
unterschiedlich und dennoch im Grunde gleich solche verschiedenen
Ansätze sind, beweist das Kompendium mit dem selbsterklärenden
Titel „Nox Arcanum – Essays zur Philosophie und Praxis der
Selbstvergöttlichung“, welches aus 15 Beiträgen verschiedener
Autoren besteht.
Schon die Titel machen deutlich, dass
sich die jeweiligen Urheber (hierunter zum Beispiel Stefan Papp,
Asenath Mason und Frater Eremor) sich sehr eigene Steckenpferde
ausgesucht haben und somit inhaltlicher Abwechslungsreichtum
gewährleistet ist. So werden dem geneigten Leser unter anderem
Essays über die Grundprinzipien des Pfades zur Linken, die Werte,
welche ein Luziferianer vom Konzept der Gottesfurcht ableiten kann
und Anleitungen zur Meditation angereichert mit germanisch
heidnischer oder alter, ägyptischer Symbolik geboten. Weitere
wiederkehrende Themengebete sind die in der jüdischen Kabbala
anzutreffenden Lebens- und Todesbäume Sephiroth und Qliphoth und
diverse Dämonen und andere „dunkle“ Gottheiten, so zum Beispiel
Baphomet, Tiamat und der aus „Der Exorzist“ bekannte Pazuzu.
Obwohl es in jedem Kompendium – je
nach Geschmack und persönlichem Interesse – bessere und schwächere
Beiträge gibt, kann man bei „Nox Arcanum – Essays zur
Philosophie und Praxis der Selbstvergöttlichung“ mit Bestimmtheit
sagen, dass ein gewisser, hoch angesetzter Qualitätsmaßstab in
keinem Essay unterboten und das Niveau konstant gehalten wird. Keines
der Kapitel wirkt deplatziert oder fällt durch grobe Patzer und
dergleichen auf und die Anzahl von sehr interessanten und
lesenswerten Artikeln ist beeindruckend hoch. Für Einsteiger dürften
vor allem solche Essays wie „Vama Marg“, „Die Goetische Magie“
und „Erz Chajim und Ha-ilan ha-hizon: der Lebensbaum und der Baum
des Todes“ interessant sein, da hier auf detaillierte, aber leicht
verständliche Art das jeweilige Konzept vorgestellt und analysiert
wird. Abgesehen von dieser einführenden Funktion, sind einige andere
Kapitel vor allem aus philosophischer Sicht heraus interessant, so
zum Beispiel das Kapitel über Dionysos, das einem Denkanstöße dazu
gibt, was man aus seinem betrunkenen Verhalten über sich selbst
lernen kann. Weiterhin wird in „Ich bin Dynamit!“ von Frater
Pandagaz247 Bezug auf die Philosophen Friedrich Nietzsche und
Jean-Paul Sartre, welche Interessierten mit Sicherheit ein Begriff
sind, genommen und in dem Beitrag von Frater SDDB auf das Konzept der
Urschuld eingegangen, von dem aus diverse Charaktertypen abgeleitet
werden. Gerade der zuletzt genannte Aspekt ist hierbei wirklich
schlüssig, nachvollziehbar und aus anthropologisch-philosophischer
Sicht überaus interessant.
Als absolut erstklassig stechen die
Essays „Sufismus – Ein Zugang zum Pfad zur Linken?“ und „Der
Zorn Gottes – Vom Nutzen der Gottesfurcht für Luziferianer“
heraus. Der zuerst genannte geht auf die verschiedenen Ausprägungen
des islamischen Sufismus ein und stellt diese in Kontrast zum
linkshändigen Pfad, wobei Autor Frater LaShTal – NHSH zu relativ
erstaunlichen Ergebnissen kommt. Der Aufsatz über die Gottesfurcht
ist schon alleine aufgrund seines heiteren Tones und seiner spitzen,
kritischen Haltung ein besonderer und kann sich aufgrund der
hervorragenden Analyse der Reaktionen eines menschlichen Wesens,
welches mit einem göttlichen in Kontakt gekommen ist, im oberen
Drittel etablieren.
Fazit: Interessantes,
abwechslungsreiches und ernstzunehmendes Kompendium, welches eine
Vielzahl von intelligenten Gedankengängen beinhaltet. Auch das
Layout und vor allem die zahlreichen Abbildungen sind überaus
gelungen. Uneingeschränkte Leseempfehlung!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen