Sonntag, 28. September 2014

REVIEW: NOX ARCANUM - ESSAYS ZUR PHILOSOPHIE UND PRAXIS DER SELBSTVERGÖTTLICHUNG (Edition Roter Drache)



Dass die linkshändige Philosophie ein Feld ist, welches um einiges vielfältiger und tiefgründiger ist, als oberflächliche Recherche es vermuten lässt, dürfte sehr schnell jedem klar werden, der sich ernsthaft mit Thema auseinandersetzt (das ebenfalls auf THANATISCHE MANIFESTATIONEN vorgestellte Buch „Lords of the Left-Hand Path“ von Stephen E. Flowers zeigt dies zum Beispiel sehr gut). Insofern liegt es in der Natur der Sache, dass dieses Gebiet von einer Vielzahl von stark unterschiedlichen Charakteren und sich durchgehend verändernden, weiterentwickelnden Ideen und Konzepten bevölkert wird. Wie unterschiedlich und dennoch im Grunde gleich solche verschiedenen Ansätze sind, beweist das Kompendium mit dem selbsterklärenden Titel „Nox Arcanum – Essays zur Philosophie und Praxis der Selbstvergöttlichung“, welches aus 15 Beiträgen verschiedener Autoren besteht.

Schon die Titel machen deutlich, dass sich die jeweiligen Urheber (hierunter zum Beispiel Stefan Papp, Asenath Mason und Frater Eremor) sich sehr eigene Steckenpferde ausgesucht haben und somit inhaltlicher Abwechslungsreichtum gewährleistet ist. So werden dem geneigten Leser unter anderem Essays über die Grundprinzipien des Pfades zur Linken, die Werte, welche ein Luziferianer vom Konzept der Gottesfurcht ableiten kann und Anleitungen zur Meditation angereichert mit germanisch heidnischer oder alter, ägyptischer Symbolik geboten. Weitere wiederkehrende Themengebete sind die in der jüdischen Kabbala anzutreffenden Lebens- und Todesbäume Sephiroth und Qliphoth und diverse Dämonen und andere „dunkle“ Gottheiten, so zum Beispiel Baphomet, Tiamat und der aus „Der Exorzist“ bekannte Pazuzu.




Obwohl es in jedem Kompendium – je nach Geschmack und persönlichem Interesse – bessere und schwächere Beiträge gibt, kann man bei „Nox Arcanum – Essays zur Philosophie und Praxis der Selbstvergöttlichung“ mit Bestimmtheit sagen, dass ein gewisser, hoch angesetzter Qualitätsmaßstab in keinem Essay unterboten und das Niveau konstant gehalten wird. Keines der Kapitel wirkt deplatziert oder fällt durch grobe Patzer und dergleichen auf und die Anzahl von sehr interessanten und lesenswerten Artikeln ist beeindruckend hoch. Für Einsteiger dürften vor allem solche Essays wie „Vama Marg“, „Die Goetische Magie“ und „Erz Chajim und Ha-ilan ha-hizon: der Lebensbaum und der Baum des Todes“ interessant sein, da hier auf detaillierte, aber leicht verständliche Art das jeweilige Konzept vorgestellt und analysiert wird. Abgesehen von dieser einführenden Funktion, sind einige andere Kapitel vor allem aus philosophischer Sicht heraus interessant, so zum Beispiel das Kapitel über Dionysos, das einem Denkanstöße dazu gibt, was man aus seinem betrunkenen Verhalten über sich selbst lernen kann. Weiterhin wird in „Ich bin Dynamit!“ von Frater Pandagaz247 Bezug auf die Philosophen Friedrich Nietzsche und Jean-Paul Sartre, welche Interessierten mit Sicherheit ein Begriff sind, genommen und in dem Beitrag von Frater SDDB auf das Konzept der Urschuld eingegangen, von dem aus diverse Charaktertypen abgeleitet werden. Gerade der zuletzt genannte Aspekt ist hierbei wirklich schlüssig, nachvollziehbar und aus anthropologisch-philosophischer Sicht überaus interessant. 



Als absolut erstklassig stechen die Essays „Sufismus – Ein Zugang zum Pfad zur Linken?“ und „Der Zorn Gottes – Vom Nutzen der Gottesfurcht für Luziferianer“ heraus. Der zuerst genannte geht auf die verschiedenen Ausprägungen des islamischen Sufismus ein und stellt diese in Kontrast zum linkshändigen Pfad, wobei Autor Frater LaShTal – NHSH zu relativ erstaunlichen Ergebnissen kommt. Der Aufsatz über die Gottesfurcht ist schon alleine aufgrund seines heiteren Tones und seiner spitzen, kritischen Haltung ein besonderer und kann sich aufgrund der hervorragenden Analyse der Reaktionen eines menschlichen Wesens, welches mit einem göttlichen in Kontakt gekommen ist, im oberen Drittel etablieren.

Fazit: Interessantes, abwechslungsreiches und ernstzunehmendes Kompendium, welches eine Vielzahl von intelligenten Gedankengängen beinhaltet. Auch das Layout und vor allem die zahlreichen Abbildungen sind überaus gelungen. Uneingeschränkte Leseempfehlung!

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