Samstag, 23. November 2013

REVIEW: GOVERNMENT ALPHA / HALALNIHIL - INHUMAN CULTURE OF PSYCHOACUSTICS (L. White Rex, 2012)





Splitveröffentlichungen im (Post-)Industrial Bereich sind immer so eine Sache. Entweder sind sich die Teilnehmer extrem ähnlich und schwimmen inhaltlich und musikalisch im selben Fahrwasser, oder sie sind so grundverschieden voneinander, dass absolut keine Gemeinsamkeiten auszumachen sind. „Inhuman Culture of Psychoacustics“ ist, was das angeht, ein Außenseiter. Die beiden Projekte Halalnihil und Government Alpha sind vereint unter dem Banner des Harsh Noise, aber haben dennoch eine Diskographie, welche sich ästhetisch sehr stark voneinander unterscheidet. Demzufolge ist es interessant zu sehen, wie die beiden die Split VÖ bestreiten und wie das Gesamtbild aussieht.







Den Anfang macht Government Alpha. Der alteingesessene japanische Noiser, welcher seit den frühen Neunzigern Tonträger veröffentlicht hat, zählt wohl, zusammen mit z.B. Killer Bug, zu den Namen im Japanoise, welcher seit dem ersten Tape durchgehend harshen und aggressiven Noise fabriziert hat, ohne ruhigere, rein experimentelle Phasen einzulegen. So verwundert es nicht, dass er mit „Cell Culture“ absolut zerstörerischen, grausamen Harsh Noise präsentiert. Ein verzerrtes, dumpfes Rumpeln zieht sich durch die gesamten 10 Minuten, überlegt wird es von klirrenden, semi-metallisch anmutenden Frequenzen, die dem Geschehen reichlich Treiben verleihen. „Cell Fusion“ verfährt ähnlich. Hier verlässt Government Alpha sich fast ausschließlich auf die hohen Frequenzen, was dem Track einen etwas minimalistischeren Touch verleiht, zumindest was die Klangbreite angeht. Dennoch ist „Cell Fusion“ keine abgespeckte Billigversion von „Cell Culture“. Durch die Einschränkung der Vielfalt können sich die Geräusche besser entfalten und erweisen sich somit als weniger kakophonisch als der erste Track, aber etwas wirkungsvoller, was die Langzeitwirkung angeht. 







Nun übernimmt Halalnihil aus Ungarn das Steuer. Das relativ neue, aber sehr produktive Ein-Mann Projekt ist bekannt für eine überaus hässliche und nahezu ekelerregende Präsentation. So wurde der junge Herr aufgrund solcher geschmackvoller Albentitel wie „To Rip the Womb out of Pregnant Dogs“ oder „To Fuck Every Person on Earth that Has Cancer“ in seinem Heimatland sogar schon zusammengeschlagen. Mit „Harlequeem Totem“ beweist Halalnihil, dass er diesem Ruf gerecht wird. Ein absolut gequälter, krankhaft klingender Synthesizer leitet das Geschehen ein und wird nach und nach abgelöst von weiteren verstörenden, krächzenden Klängen, einer hässlicher und widerlicher als der andere. Wundervoll! Genauso hässlich, wenn auch etwas vocalgetragener und grausamer ist der nächste Track „Spermakultùra“. Hier startet er auch mit krächzenden, schiefen Frequenzen und vermischt diese dann zu einem Deathpile-esquen Klangteppich, der seine Vocals unterstreicht. Der improvisiert wirkende, chaotische Stil setzt sich auf „Tarkonyevés“ fort. Hier erinnern die Sounds etwas an den schmutzigen Harsh Noise, den Bizarre Uproar eine Zeit lang perfekt zelebrierte. Der letzte Track „Falling into the Gangbang of Pain“ könnte wohl die martialischsten Klänge von Halalnihils Seite beinhalten. Blastbeat-artige, ultraverzerrte Attacken, welche sich schnell wieder zu dem grausigen Klangteppich, welchen man so ähnlich aus „Spermakultùra“ kennt.




Fazit:  Sehr gelungene Splitveröffentlichung von beiden Seiten. Obwohl die CD alles in allem sehr rund wirkt, kommt man nicht umhin, die beiden Teilnehmer in den direkten Vergleich zu stellen. Government Alpha bringt „nur“ Dienst nach Vorschrift, dies allerdings auf sehr gelungene und überzeugende Weise, was bei diesem Urgestein aber auch absolut nicht überrascht. Halalnihil trumpft mit verblüffend grausamen, unmenschlich kranken Sounds auf und ist der geheime Star dieses Releases. Für Freunde von unbarmherzigen, harten Noise  Klängen uneingeschränkt empfehlenswert und sicherlich eine ganz andere Liga als die meisten Harsh Noise Split Releases, die man derzeit auf dem Markt bekommt.


L. White Records veröffentlicht die Split in einem sehr schön aussehenden DVD Cover und auf einer professionell gepressten CD. 

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