Splitveröffentlichungen im (Post-)Industrial Bereich sind immer
so eine Sache. Entweder sind sich die Teilnehmer extrem ähnlich und schwimmen inhaltlich
und musikalisch im selben Fahrwasser, oder sie sind so grundverschieden
voneinander, dass absolut keine Gemeinsamkeiten auszumachen sind. „Inhuman
Culture of Psychoacustics“ ist, was das angeht, ein Außenseiter. Die beiden
Projekte Halalnihil und Government Alpha sind vereint unter dem Banner des
Harsh Noise, aber haben dennoch eine Diskographie, welche sich ästhetisch sehr
stark voneinander unterscheidet. Demzufolge ist es interessant zu sehen, wie
die beiden die Split VÖ bestreiten und wie das Gesamtbild aussieht.
Den Anfang macht Government Alpha. Der alteingesessene
japanische Noiser, welcher seit den frühen Neunzigern Tonträger veröffentlicht
hat, zählt wohl, zusammen mit z.B. Killer Bug, zu den Namen im Japanoise,
welcher seit dem ersten Tape durchgehend harshen und aggressiven Noise fabriziert
hat, ohne ruhigere, rein experimentelle Phasen einzulegen. So verwundert es
nicht, dass er mit „Cell Culture“ absolut zerstörerischen, grausamen Harsh
Noise präsentiert. Ein verzerrtes, dumpfes Rumpeln zieht sich durch die
gesamten 10 Minuten, überlegt wird es von klirrenden, semi-metallisch
anmutenden Frequenzen, die dem Geschehen reichlich Treiben verleihen. „Cell
Fusion“ verfährt ähnlich. Hier verlässt Government Alpha sich fast
ausschließlich auf die hohen Frequenzen, was dem Track einen etwas
minimalistischeren Touch verleiht, zumindest was die Klangbreite angeht.
Dennoch ist „Cell Fusion“ keine abgespeckte Billigversion von „Cell Culture“.
Durch die Einschränkung der Vielfalt können sich die Geräusche besser entfalten
und erweisen sich somit als weniger kakophonisch als der erste Track, aber
etwas wirkungsvoller, was die Langzeitwirkung angeht.
Nun übernimmt Halalnihil aus Ungarn das Steuer. Das relativ
neue, aber sehr produktive Ein-Mann Projekt ist bekannt für eine überaus
hässliche und nahezu ekelerregende Präsentation. So wurde der junge Herr
aufgrund solcher geschmackvoller Albentitel wie „To Rip the Womb out of
Pregnant Dogs“ oder „To Fuck Every Person on Earth that Has Cancer“ in seinem
Heimatland sogar schon zusammengeschlagen. Mit „Harlequeem Totem“ beweist
Halalnihil, dass er diesem Ruf gerecht wird. Ein absolut gequälter, krankhaft
klingender Synthesizer leitet das Geschehen ein und wird nach und nach abgelöst
von weiteren verstörenden, krächzenden Klängen, einer hässlicher und
widerlicher als der andere. Wundervoll! Genauso hässlich, wenn auch etwas
vocalgetragener und grausamer ist der nächste Track „Spermakultùra“. Hier
startet er auch mit krächzenden, schiefen Frequenzen und vermischt diese dann
zu einem Deathpile-esquen Klangteppich, der seine Vocals unterstreicht. Der
improvisiert wirkende, chaotische Stil setzt sich auf „Tarkonyevés“ fort. Hier
erinnern die Sounds etwas an den schmutzigen Harsh Noise, den Bizarre Uproar
eine Zeit lang perfekt zelebrierte. Der letzte Track „Falling into the Gangbang
of Pain“ könnte wohl die martialischsten Klänge von Halalnihils Seite beinhalten.
Blastbeat-artige, ultraverzerrte Attacken, welche sich schnell wieder zu dem
grausigen Klangteppich, welchen man so ähnlich aus „Spermakultùra“ kennt.
Fazit: Sehr gelungene
Splitveröffentlichung von beiden Seiten. Obwohl die CD alles in allem sehr rund
wirkt, kommt man nicht umhin, die beiden Teilnehmer in den direkten Vergleich
zu stellen. Government Alpha bringt „nur“ Dienst nach Vorschrift, dies
allerdings auf sehr gelungene und überzeugende Weise, was bei diesem Urgestein
aber auch absolut nicht überrascht. Halalnihil trumpft mit verblüffend
grausamen, unmenschlich kranken Sounds auf und ist der geheime Star dieses
Releases. Für Freunde von unbarmherzigen, harten Noise Klängen uneingeschränkt empfehlenswert und
sicherlich eine ganz andere Liga als die meisten Harsh Noise Split Releases,
die man derzeit auf dem Markt bekommt.
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