Der dramatische und tiefgründige Extremfilm „Necrophile
Passion“ ist derzeit in aller Munde. Das Ausnahmewerk von Indiefilmer und Krake
Tom Heidenberg wurde von mehreren Reviewern, unter anderem auch von TM, nicht
zuletzt aufgrund seiner grandiosen Atmosphäre sehr positiv aufgenommen. Diese wird
vor allem erzielt durch den Score des talentierten, ambitionierten Musikers und
Scorecomposers René Bidmon. Dieser wurde nun vom hauseigenen Label "Pray for Pain Records" auf CD gepresst und ist online
beim Macher zu beziehen. Auf 11 Tracks mit zusammen einer Stunde Spielzeit,
zeigt Bidmon, dass seine Arbeit auch ohne den dazugehörigen Film vollends
überzeugen kann.
Das „Theme“ startet mit langsamen, streicherartigen Klängen, welche, von dezenten Synthesizern überlegt, eine bedrohliche, aber dennoch anziehende Wirkung entfalten. Als ein martialischer Rhythmus und eine etwas technoartige Melodie einstimmen, wird das Geschehen etwas strukturierter und musikalischer, ohne jedoch seinen bedrohlichen, tiefbösen Grundtenor zu verlieren. Über die Laufzeit hinweg baut sich ein enormes Klanggefilde aus Variationen, neuen Untertönen und Melodien auf, sodass sich das musikalische Angebot immer erweitert, ohne jedoch seine treibende Kraft einzubüßen. Der nächste Track „Necrologue“ verfolgt eine etwas andere Strategie. Hier ist weniger mehr und die eingängigen Melodien des ersten Tracks weichen einem düsteren Dark Ambient Stil, welcher jedoch in seiner Zurückhaltung so sehr an Aussage gewinnt, dass man „Necrologue“ als einen der stärksten Titel betrachten kann. Eine gewisse Mystik und Kälte liegt in den düsteren Melodien, welche über die 9 Minuten Spielzeit eine hohe Intensität aufbauen und den Hörer absolut vereinnahmen.
Dann folgt mit „Pain“ eines der vielschichtigsten Stücke der
CD. Ein melancholisches, aber wunderschönes, orchestrales Grundthema zieht sich
durch die gesamten 10 Minuten, wird aber teilweise durch die bedrohlichen
Sounds, welche man aus den Vorgängern kennt, unterbrochen bzw. begleitet. Auch
die orchestralen Teile selbst gewinnen an Dynamik und Dramatik, sodass der
Melancholie, die „Pain“ zugrunde liegt, auch die Drastik des Filmes wiederzugeben
vermag. Ähnlich verhält es sich mit „Isolation“. Ein verzerrter Synthesizer
stimmt einen auf den Track ein, bis dann wieder die aus dem ersten Track
bekannten Beats und leicht technolastigen Melodien Einzug finden. Durch den
verzerrteren, aggressiveren Klang und den absoluten Minimalismus, der zwischen
den musikalischeren Passagen herrscht, ist „Isolation“ um einiges härter und
kerniger als es der ähnlich veranlagte erste Track war.
René Bidmon (links im Bild) und Logge1002 von "Cyberpunk Kaiju Experimentalworld" nach dem Anhören der neuen Lady Gaga CD. Logge1002 zum neuen Werk: "Der Hammer, einfach Gaga!" |
Nachdem der, mit etwa fünf Minuten Spielzeit deutlich
kürzere, Track „Love“ weiterhin auf sehr gekonnte Art Orchestrales mit Martialischem
verbindet, fängt „Hate“ mit einem absoluten Feuerwerk an. Brechende Rythmen und
eine düstere, diabolische Melodie machen den Anfang, weichen jedoch nach
einigen Minuten einem obskuren, minimalistischen Klanggefilde, welches in
seiner Verschrobenheit und seiner Zurückhaltung etwas an „Necrologue“ erinnert.
Zwar wird das Lied gegen Ende etwas melodischer und strukturierter, doch bleibt
eine gewollt schleppende, angenehm düstere Grundstimmung erhalten. Dies findet
im Titel „Aftermath“ seine Vollendung. Verzerrte, in Industrial Gefilde
abtauchende Klänge erzeugen ein Gefühl von absoluter Hilflosigkeit und
Entartung und stellen wieder einen Höhepunkt innerhalb der ausfallfreien Score
CD dar. Der eigentliche Soundtrack endet mit dem rockig anmutenden „What’s your
Passion?“, in welchen Bidmons Gespür für gute Klänge und eingängige Beats
wieder gewahr wird. Ein gelungener Ausklang!
Als Bonus gibt es
noch die drei Tracks „Wartanic March“, „Escape“ und „Hall of Secrets“, welche wieder
etwas rythumslastiger und eingängiger ausgefallen sind. Auch hier voller
Erfolg!
Fazit: René Bidmon kann auf Albumlänge vollends überzeugen
und zeigt, dass er ein starker Komponist und Musiker ist, dessen Kreationen
auch ohne die dazugehörigen Filme begeistern können. Zwischen Dark Ambient,
rockigen Passagen und EBM Beats hin und herwechselnd, ist der Score von „Necrophile
Passion“ ein facettenreiches, düsteres und trotz aller Komplexität eingängiges
Werk eines aufstrebenden Komponisten, dessen Kreationen denen der „Großen“ in
nichts, aber auch wirklich nichts, nachstehen.
Pray for Pain Records
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