Ein junger, desillusionierter Mann, der sehr unter seiner eigenen Psyche und der Trennung von seiner Freundin leidet, findet im Park eine Leiche, die er sofort mit nach Hause nimmt und schändet. Dies ist doch nur der Anfang seines Martyriums, denn zwischen Episoden der Selbstverletzung, psychotischen Selbstgesprächen und Visionen unfassbarer Grausamkeit, schmiedet der junge Mann einen perfiden Plan, der seinen Liebeskummer ein für alle Mal heilen soll.
Tom Heidenbergs "Necrophile Passion" ist sicherlich einer der am meisten erwarteten Produktionen im derzeitigen deutschsprachigen Splatter bzw Independent Film Untergrund. Das ambitionierte Filmprojekt rund um das junge österreichische Splatterlabel BLACK LAVA ENTERTAINMENT kann nicht nur auf eine sehr holprige Entstehungsgeschichte, sondern auch auf eine polarisierende Promotionphase zurückblicken. Schon nach der Veröffentlichung des ersten Trailers bekundeten manche Splatterfreundinnen und -freunde ihre Vorfreude auf das Projekt, andere wiederum sahen sich gezwungen, aufgrund ihrer heftigen Abneigung gegen das Werk, dem Projekt fern zu bleiben und dies offen kundzutun. Dass dies kein Film sein würde, der im breiten Mainstream problemlos Anerkennung finden würde, war Regisseur Heidenberg und dem Produzenten Thomas Binder jedoch sicherlich von vornherein klar, schließlich geht es um eines der letzten Tabus der Filmwelt: Nekrophilie. Sicherlich wurde diese Grenze öfter schon übertreten, aber hier geht es weniger um das "ob" als um das "wie". Aber alles zu seiner Zeit.
Tom Heidenbergs "Necrophile Passion" ist sicherlich einer der am meisten erwarteten Produktionen im derzeitigen deutschsprachigen Splatter bzw Independent Film Untergrund. Das ambitionierte Filmprojekt rund um das junge österreichische Splatterlabel BLACK LAVA ENTERTAINMENT kann nicht nur auf eine sehr holprige Entstehungsgeschichte, sondern auch auf eine polarisierende Promotionphase zurückblicken. Schon nach der Veröffentlichung des ersten Trailers bekundeten manche Splatterfreundinnen und -freunde ihre Vorfreude auf das Projekt, andere wiederum sahen sich gezwungen, aufgrund ihrer heftigen Abneigung gegen das Werk, dem Projekt fern zu bleiben und dies offen kundzutun. Dass dies kein Film sein würde, der im breiten Mainstream problemlos Anerkennung finden würde, war Regisseur Heidenberg und dem Produzenten Thomas Binder jedoch sicherlich von vornherein klar, schließlich geht es um eines der letzten Tabus der Filmwelt: Nekrophilie. Sicherlich wurde diese Grenze öfter schon übertreten, aber hier geht es weniger um das "ob" als um das "wie". Aber alles zu seiner Zeit.
Schon bei der anfänglichen Szene im Wald fällt einem umgehend die sehr eigenwillige Inszenierung auf. Die Bilder, mit denen die Geschichte erzählt wird, sind kalt, geradezu leblos und werden von schleierhaften Grautönen regiert. Unterlegt wird dies von einem unaufdringlichen, aber wirkungsvollen Score. Weitere Stilmittel sind Surrealismus, Entfremdung und Charakternähe. Die Handlung um den verlassenen jungen Mann wird über weite Strecken wortkarg, dafür jedoch in selbsterklärenden Bildern geschildert. Flashbacks, die Demütigung, perverse Neigungen und Zorn zeigen nehmen beinahe so viel Zeit in Anspruch wie die aktuelle Haupthandlung. Dies verleiht "Necrophile Passion" eine Aura des Unberechenbaren und gibt Einsicht in das Innenleben des Hauptdarstellers. Dieses entfaltet sich offen vorm Zuschauer und erdrückt ihn gewollt mit Fetzen aus seiner Erinnerung, welche Unbehagen, Trauer, Wut, aber auch Mitleid und Verständnis auslösen. Manchmal findet man sich in Situationen wieder, von denen man selbst nicht weiß, wie man sie auswerten bzw verstehen soll. Die Identifikation mit der gescheiterten, verlassenen und zornigen Hauptfigur ist absolut: der Macher zeigt uns nicht nur eine Existenz, die vor einem Abgrund steht, er zeigt uns auch den Abgrund selbst und lässt uns daran teilhaben. Für dieses Maß an emotionaler Dichte und Authentizität opfert er viele eingefahrene "Tugenden" des klassischen Erzählens und schafft dadurch ein Werk, das rundum in die selbe Richtung geht und nur einen Inhalt hat: Negativität. Keine Wärme liegt in den Szenen und der Handlung von "Necrophile Passion", nur Krankheit, Trauer und Selbsthass. Selbst die gescheiterte Beziehung, die der Hauptcharakter mit einer dominanten, seelisch grausamen und sadomasochistisch veranlagten Frau führte, besteht nur aus einer krankhaften Verbindung aus Lust und Gewalt bzw Tod, genau wie es der Akt der Leichenschändung auch tut. Die offen lebensverneinende und negative Ader des Films weiß nicht nur voll und ganz zu überzeugen, sondern steht auch im Einklang mit dem Leitmotiv des Filmes.
Doch nicht nur seelisch, metaphorisch und emotional ist der Film kalt und grausam, auch die visuellen Inszenierungen sind mehr als explizit. Schon am Anfang wird klar, dass hier die Grenzüberschreitung offen gesucht wird. Schon zu Anfang bekommt die Leiche der jungen Frau die Finger intravaginal eingeführt und wird daraufhin umgehend von unserem namenlosen "Helden" geschändet. Seine Flashbacks und Visionen zeigen seine Freundin, wie sie in endlosen Passagen Geschlechtsverkehr mit einer verrotenden Leiche hat und sadistische Mordszenen. Es wäre etwas zu viel, wenn man von pornographischen Aufnahmen im Sinne von Hardcore sprechen würde, aber der Film zeigt alles sehr deutlich und enthält dem Zuschauer nichts vor, vor allem in den Visionen mit der Freundin. "Necrophile Passion" geht hier um einiges weiter, als es der Gros der "anstößigen" Filme tut, gerade weil durch die teilweise Monotonie der ständigen Wiederholung ein absolut fetischistisches Gefühl von allgegenwärtiger Perversion entsteht, dessen Sog einen für die kurze Filmlänge voll und ganz in seinen Bann zieht. Wie es bei solchen sexuellen bzw gewalttätig-sexuellen Darstellungen automatisch der Fall ist, könnte es sein, dass manche Zuschauer sichangeekelt abwenden, andere wiederum auf sehr zweifelhafte Art angetan sein werden. Splatterfans kommen hierbei auch auf ihre Kosten: abgesehen von den Leichenschändungen werden genüsslich Bohrmaschinen in Körper gedrückt, gefesselte Frauen zerschnitten (ja, der Film kennt seine Käuferschaft) und ellenlang blutende Wunden gezeigt. Dies geschieht auf handwerklich solidem bis sehr guten Niveau. Sicherlich merkt man, dass es sich hier um eine Independent Produktion handelt, aber Vollaussetzer, wie man sie bei manchen deutschen Amateurfilmen schon zu Gesicht bekommen hat, wurden dankenswerterweise vermieden. Technisch kann man sich absolut nicht beklagen, alles wirkt professionell! Sehr positiv anzumerken ist hierbei das sehr gelungene Design der Leichen. Diese Kollegen (und Kolleginnen) sehen verdammt realistisch und eklig aus.
Der Bruch mit dem traditionellen "Film" und die repetitiven Darstellungen von Sex, Gewalt und Perversion schaffen ein schwer einzuordnendes Werk, das irgendwo zwischen pornographisch anmutendem Extremfilm, Amateursplatter und Kunstfilm einen Drahtseilakt tanzt und dabei doch durch und durch stimmig ist. Sollte man jedoch mindestens einer dieser drei "Sparten" vollends abgeneigt sein, könnte dies den Filmgenuss eventuell trüben, sollte man jedoch allen dreien gegenüber freundlich gestimmt sein, sollte man mit "Necrophile Passion" definitiv seine Freude haben. Gerade der künstlerische Aspekt, welcher schon weiter oben angeschnitten wurde, wertet den Film immens auf. Hierbei kann man den Einstieg in die Episode "Hate" als exemplarische Schlüsselszene sehen: Wie in einer Collage vermischen sich hier das Beziehungsende des jungen Paares, gewalttätiger Sex, Bilder von zuckenden Maden, die in einem Kadaver herumkriechen, Nahaufnahmen von der Zerschneidung innerer Organe und Splatterszenen, in denen Blut aus Wunden tropft. Diese Szene stellt wohl soetwas wie die Essenz von "Necrophile Passion" dar und zeigt haargenau, was dieser Film aussagen möchte. Stellenweise fühlte ich mich sogar an Werke wie "Subconscious Cruelty" zurückerinnert, wobei der Film an sich natürlich stringenter ist, als der soeben genannte Klassiker des radikalen Kunstfilms. "Necrophile Passion" beschränkt sich hierbei auf Visionen und Zwischenschnitte, dies geht aber absolut auf.
Schlussendlich noch eine kleine Anmerkung, die sicherlich für viele Fans von Belang ist: Fans wiesen ja seit der ersten Sekunde auf eventuelle Parallelen zu Buttgereits "Nekromantik" Filmen hin und böse Zungen merkten an, dass Regisseur Heidenbergs Vision gegebenfalls ein bloßes Rip-Off sein könnte. Dies kann ich nach der Sichtung entschieden verneinen. "Necrophile Passion" hat eine ganz eigene Botschaft, andere Schwerpunkte und eine völlig eigene Dramaturgie und Ausgangsposition. Obwohl der Film alles andere als ein "Nekromatik" Rip-Off ist, können Buttgereit Fans gerne mal einen Blick riskieren.
Fazit: "Necrophile Passion" dürfte für viele Interessenten sehr schwer einzuschätzen sein. Eine Sichtung dürfte jedoch mit vielen Vorurteilen und Vorbehalten kurzen Prozess machen, denn Heidenbergs Film ist ein bitterböser, durch und durch negativer, perverser und gewalttätiger Einblick in die Seele einer zutiefst kranken Persönlichkeit. Mehrere Herangehensweisen bzw Subgenres in sich vereinend, ist "Necrophile Passion" alles andere als einfach, ein 0815 Slasher- bzw mainstreamtauglicher Film wäre jedoch auch völlig fehl am Platze gewesen. Die Spleenigkeit des Endprodukts trägt jedoch Früchte. Das Erlebnis ist intensiv, stimmig und radikal. Sicherlich ist dies kein Film für Jedermann, doch es ist meine tiefste Überzeugung, dass es genug Menschen geben wird, die diesen Film verstehen und wertzuschätzen wissen. Und selbst wenn man eventuell mit einigen Facetten dieses Grenzgängers Probleme haben könnte, sind die anderweitigen Qualitäten mehr als offensichtlich. Ich wiederhole meine Klassifizierung als Mischung aus Kunstfilm, Splatter und Extremfilm, obwohl dies nur als etwaige Richtlinie verstanden werden soll. Schlussendlich kann ich nur wieder die starke Emotionalität, das Gespür für die Ästhetik des Ekelhaften und die angenehm andere Inszenierung betonen. Das Experiment ist aufgegangen und "Necrophile Passion" ist ein absoluter Erfolg. Volle Punktzahl!
10/10
Trailer
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