Donnerstag, 29. August 2013

INTERVIEW: EL GORE VON GRINDHOUSE FAMILY FILMWORKS





Die bayrische Produktionsfirma “Grindhouse Family Filmworks“, welche sich voll und ganz dem deutschen Amateur- und Underground Splatter verschrieben hat, hat vor kurzem ihre erste Trilogie namens “Ghoul's Night Out“ vollendet. Doch dies ist für die motivierten Bayrer noch lange kein Grund sich auf den Lorbeeren auszuruhen, ganz im Gegenteil: die Dreharbeiten zum nächsten Werk laufen auf Hochtouren. Grund genug um mich mit El Gore, dem Regiesseur der GNO Trilogie, zusammenzusetzen. Das lange und ausführliche Interview mit dem sympathischen Indie-Filmer und leidenschaftliche Splatterfan bekommt ihr hier in voller Länge ungekürzt zu lesen:






El Gore als Dr. Rotten
TM: Grüß dich, El Gore! Zunächst einmal danke, dass du dir die Zeit genommen hast! Wenn du magst, kannst du dich erstmal vorstellen. Was gibt es denn so über dich zu wissen?
El Gore: Hi. Kein Problem. Also bin seit meinem 14. Lebensjahr leidenschaftlicher Horrorfilmfan. Man kann sagen, dass mein ganzes Leben sich um den Bereich Horror dreht. Diese Leidenschaft teile ich mit meinem kleinen Bruder, den ich quasi in jungen Jahren schon mit dem Horrorvirus infiziert habe. Meinen ersten Kurzfilm, eine Art Frankenstein Version, drehte ich mit 15 im Jahre 99.Der ist aber leider verloren gegangen. Anfang 2011 hat mich die Lust am Filme machen wieder gepackt und so habe ich zusammen mit meinem Bruder Grindhouse Family Filmworks gegründet.

TM: Weißt du noch, mit welchem Film dich diese Begeisterung damals im zarten Alter von 14 gepackt hat? Welcher Film bzw. welche Filme haben dich damals "verführt"?
El Gore: Angefangen hat alles natürlich mit den alten Universal Monsterfilmen wie Dracula und Frankenstein. Verführt hat mich aber eindeutig Fulci´s “Geisterstadt der Zombies“. Als ich den damals gesehen habe, war´s um mich geschehen. Ich war fasziniert von den Effekten und der unglaublichen Atmosphäre.

Eines von Dr. Gores Opfern

TM: Ein wahrer Klassiker und einer der besten Werke des Altmeisters! Ein bekennender Fan und jahrelanger Sammler wie du hat sicherlich schon so einiges gesehen. Mich würde interessieren, was deine absolute Lieblingsfilme sind und warum gerade die.
El Gore: Meine All-Time Nr.1 ist und bleibt Suspiria. Für mich DER Horrorfilm schlechthin. Wie ein einziger Alptraum. Diese bedrohliche, märchenhafte Atmosphäre gepaart mit dem Soundtrack… Unschlagbar! Dicht gefolgt von “Subconscious Cruelty“. Ein außergewöhnliches, teils unbequemes Meisterwerk! Mit unglaublichen Aufnahmen und ebenso intensiven Farbenspiel.

TM: Gute Wahl! Was interessiert dich so abseits des Splatter- und Horrorfilms? Irgendwelche Hobbies? Was für Musik rotiert denn so in deinem Player?
El Gore: Hobbies natürlich Horrorfilme und meine Sammlung. In Sachen Musik bevorzuge ich Grind/Death Metal.Bands. Zum Beispiel Impetigo, Stoma, Gutalax, Jig Ai, GUT und Ebenath haben es mir angetan. Hinzu kommt hin und wieder etwas Black Metal und eher die klassischen Sachen wie Slayer, Metallica und Megadeth. Und ich liebe Johnny Cash. Also ziemlich breit gefächert, mein Musikgeschmack.



TM: Widmen mir uns mal deiner Filmschmiede: Grindhouse Family Filmworks. Zunächst einmal: hat der Name eine besondere Bedeutung? Wenn ja, welche?
El Gore: Als großer Fan des Bahnhofskinos und der Schundfilmeder 70er Jahre dachte ich mir, dass das passen würde. In den USA waren es ja die sogenannten Grindhouse-Kinos. Und da ich es damals mit meinem Bruder gestartet hab “Family“. Die besteht mittlerweile aus 5 festen Mitgliedern.

TM: Welche Funktion hast du bei Grindhouse Family Filmworks? Bist du so etwas wie der kreative Kopf bzw. der "Chef"? Hat jedes Mitglied seinen festen Arbeitsbereich (zB fester Kameramann etc)?
El Gore: Nein also Chef nicht. Ich schreibe meistens die Drehbücher, aber es bringt natürlich jeder seine Ideen mit ein. Ansonsten sind die Aufgaben recht gut verteilt. Die einzige Ausnahme sind die Splattereffekte, die sind immer von mir oder meinem Bruder.

TM: Welche Ziele verfolgt ihr mit Grindhouse Family Filmworks?
El Gore: Ehrlich gesagt war das damals nur ein Spaßprojekt für uns. Durch Zufall wurde “Ghoul´s Night Out 2“ ein wenig bekannt und wir erhielten zu unser aller Überraschung sehr positive Resonanzen. Der Film war eigentlich nur für uns und Freunde/Verwandte gedacht. Das hat uns dann natürlich dazu angespornt den finalen Teil (der eigentlich schon für Sommer 2012 geplant war) heuer endlich fertig zu stellen. Im Moment arbeiten wir gerade an unserem ersten Langfilm. Wir machen einfach nur als Fans Filme für Fans, sozusagen.




TM: Schön, dass du es ansprichst! Die "Ghouls Night Out" Trilogie ist mittlerweile abgeschlossen. Stell die Filme doch mal unseren Lesern vor. Wovon handeln sie? Was erwartet den Zuschauer?
El Gore: Die Idee war einfach dass ein paar Jungs einen Horrorfilm Abend veranstalten wollen, bei dem sie durch ein Missgeschick einen Ghoul ins Leben rufen und so quasi ihren ganz eigenen Horrorfilm erleben. In Teil 2 haben wir den Ghoul dann gegen Dr. Rotten ausgetauscht, der im Jahre 1945 kurz vor Kriegsende bei einem Selbstversuch zur Herstellung eines Übersoldaten zum ultimativen Nazi-Zombie-Arzt mutierte. Zufällig wohnte Rotten im Nachbarhaus des Jungen, bei dem der Horrorfilmabend stattfinden soll. Als einer der Jungs Schreie aus dem Haus hört und sich die Gruppe neugierig auf den Weg macht, werden sie einer nach dem anderen dezimiert. In Teil 3 stellt sich schließlich heraus, dass Chris (der Hauptdarsteller der beiden anderen Teile) das alles nur geträumt hat. Als er dann bei den Vorbereitungen zu dem Filmabend die DVD von “GNO2 - Dr. Rotten“ findet und sie erwartungsvoll in den Player schiebt, da er sich an den Film nicht erinnen kann bzw. überhaupt nicht weiß, wo die herkommt, belebt er Rotten wieder und alles nimmt seinen endgültigen Lauf. Aber diesmal ist es kein Traum.


TM: Wie kam es zum Dreh? Hattet ihr die Filme bzw das Film Drehen generell, aus langer Hand geplant oder kam die Idee spontan? Mit welcher Erwartungshaltung seid ihr das Projekt angegangen?

 El Gore: Also bei Teil eins war es eine sehr spontane Entscheidung. Wir hatten den eine Woche vorher grob geplant. Nur die Effekte und der Ghoul waren sicher, alles andere ergab sich dann am Set von “Ghouls Night Out “.Als wir Ihn dann fertig hatten ,haben wir bei der ersten Sichtung so viel Spaß gehabt, dass feststand, dass wir noch GNO2 und 3 machen.Bei Teil 2 hingegen haben wir länger geplant und ich und Chris haben das Drehbuch geschrieben. Alles in allem waren wir an GNO2 von November 2011 bis Anfang März 2012 beschäftigt. Die Planungen für Teil 3 entstanden bereits im August 2012. Wurde dann aber wieder fallen gelassen und letztendlich konnten wir ihn Anfang August endlich fertigstellen.




TM: Wie gestaltete sich der Drehalltag? Hattet ihr ausschließlich Spaß oder war das Filme machen stressiger als erwartet?
El Gore: Im Großen und Ganzen war es sehr lustig. Meinungsverschiedenheiten gab es immer mal wieder. Die waren dann aber auch schnell geregelt. Stressig war eigentlich nur alle Leute mal unter eine Hut zu bekommen. Wir sind ja alle berufstätig, dann geht es meist nur an den Wochenenden. Bei GNO 1 z.B. kam ich von einer 12 Stunden Schicht heim und dann haben wir bis morgens gedreht. Aber der Spaß steht auf jeden Fall im Vordergrund und jeder freut sich schon die Woche über auf den Dreh am Wochenende.



TM: Du mimst ja den durchgedrehten Killer "Dr. Rotten". Wie wurde dieser Charakter geboren? Kann man ihn vielleicht als eine Huldigung an altbekannte Splatterkiller sehen? Wie kamst du auf das Charakterdesign (Maske etc)?
El Gore: Die Idee ist mir damals spontan eingefallen. Ich fand es cool einen Zombiearzt als Killer zu haben. Dann haben Chris und ich uns überlegt wie wir ihn ins Spiel bringen können. Da ist uns dann die Idee mit dem Nazi-Arzt gekommen, der einen Übersoldaten erschaffen will. Durch den Einsatz seines Mittels stirbt er nicht, sondern verrottet und verfault über die Jahre hinweg, deshalb Dr. Rotten. Aber die Machete usw. kann man natürlich als Hommage an Splatterkiller wie Jason sehen.

TM: Im Vordergrund stehen, so wie es sein soll, natürlich die Splattereffekte. Du hast gesagt, dass du diese zusammen mit deinem Bruder entwickelt hast. Wie war die Arbeit? Habt ihr euch vorher schlau gemacht oder einfach drauf losgebaut?
El Gore: Das war viel durch Herumprobieren und Basteln. Aber teilweise natürlich auch schlau gemacht. Dank des DVD-Zeitalters hat man oft Extras wie Making of,  Behind The Scenes usw., da haben wir uns natürlich auch bedient und uns einiges abschauen können.

TM: Jetzt, wo die Reihe abgeschlossen ist, wie stehst du zu ihr? Bist du zufrieden mit dem Ergebnis? Würdest du im Nachhinein etwas besser machen oder ändern, wenn du könntest?
El Gore: Im Nachhinein würde ich schon hier und da mal was ändern oder besser machen. Man entwickelt sich ja weiter. Aber im Großen und Ganzen bin ich doch recht zufrieden mit dem Ergebnis. Das Highlight der Reihe dürfte natürlich Teil 3 sein, das ist auch mein persönlicher Favorit.



TM: GHFF kann man ja 100% dem Underground zuordnen. Wie stehst du zum deutschen Underground Splatter? Wie würdest du die Szene beschreiben? Groß, klein, engagiert, weniger engagiert etc?
El Gore: Also würde sagen, dass wir hier Deutschland doch eine recht vernünftige Szene haben. Eine der Besten der Welt, meiner Meinung nach.

TM: Gibt es irgendwelche Personen, Filme etc, die du da besonders hervorheben möchtest?
El Gore: Ganz besonders natürlich Jochen Stephan mit seinen 2 “Blutnacht“ Filmen. Gerade Teil 2 hat mich schwer begeistert.

TM: Bleiben wir mal beim Underground. Denkst du, dass dieser heutzutage bei der "neuen" Generation noch aktuell ist? Im heutigen Horror- bzw. Splatterfilm wird ja viel Wert auf gute Produktion etc. gelegt. Wie stehst du zu der Modern gegen Old School/Independent/Amateur Debatte?
El Gore: Es gibt natürlich auch gute Mainstream-Filme, z.B. das Remake von “Maniac“. Ich persönlich bevorzuge jedoch Old School/Independent/Amateur. Modern ist nicht so mein Ding. Und ich denke, es wird auch in Zukunft auch in der "neuen" Generation immer noch paar verrückte Gorehounds geben, die dem Underground die Stange halten.

TM: Du hast ja großzügig DVDs und T-Shirts an einige enge Kontakte verschenkt. Wie kam es dazu? Wie wichtig ist dir der Szenegedanke? Denkst du, dass dieser Geist in der Splatterszene nach wie vor aktuell ist?
El Gore: Es war meine Idee zu der auf nur 20 Stück limitierten Auflage von Teil 3 ein T-Shirt als Bonus mit dazu zu packen. Ich hoffe doch, dass dieser Geist in der Splatterszene noch aktuell ist. Aber ich bin fest davon überzeugt. Ich denke halt nach wie vor als Fan und ohne irgendwelche kommerziellen Hintergedanken.



TM: Eine sehr gute Einstellung, in meinen Augen! Zurück zu dir und deiner Filmschmiede: Ihr filmt ja gerade mit Hochdruck an einem neuen Projekt. Was kannst du uns darüber sagen?
El Gore: Na, so viel sei verraten: Es geht um einen jungen Mann, der sich immer mehr durch den ewig gleichen, monotonen Alltag von der Außenwelt und seinen Mittmenschen distanziert und isoliert. Er entdeckt die Lust am Töten quasi als seinen Kick und kann seine Triebe irgendwann nicht mehr kontrollieren. Das Ganze wird natürlich wieder ein waschechter Splatterfilm, aber mit Experimental-Touch. Und die Regie übernimmt diesmal mein Bruder. Ich bin in zwei kurzen Rollen zu sehen und natürlich wieder mit für die Effekte zuständig.

TM: Wie sieht es mit den Goreszenen aus? Kannst du uns da schon einen kleinen Vorgeschmack geben? Wird viel gesplattert?
El Gore: In den ersten 18 Minuten bekommt Ihr 4, auf gut Deutsch gesagt, sau brutale Morde serviert. Aber das war natürlich längst nicht alles. Wir haben die Messlette nach GNO schon deutlich erhöht.

TM: Bleiben wir gerade beim Thema. Wo liegen deiner Meinung nach die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen GNO und eurem neusten Werk?
El Gore: ganz einfach darin, dass wir bei GNO das ganze eher trashig und auf die Fun-Splatter Schiene gemacht haben. Als Hommage haben wir dann zusätzlich noch einen Grindhouse-Film Filter darübergelegt. Unser neuer Film dagegen wird realistisch und ernst.

TM: Ich bin sehr gespannt! Stell dir vor du hättest alles Geld der Welt zur Verfügung um einen Film zu drehen. Was für ein Film wäre das?
El Gore: Pinhead vs. Leahterface vs. Ash vs Chucky.

TM: Haha, ich glaube der würde so einige Horrorfans in die Kinos locken. Wenn du freie Auswahl hättest: zu welchem Film würdest du am liebsten ein Remake drehen?
El Gore: Ich mag eigentlich keine Remakes. Aber wenn, dann würde ich einen alten italienischen Kannibalenfilm machen - ohne Tier-Snuff und noch blutiger. Mein Kandidat in dem Fall wäre: “Die Rache der Kannibalen“.



TM: Damit wären wir dann auch am Ende unseres Interviews angelangt. Ich bedanke mich vielmals für die interessanten und ausführlichen Antworten. Die letzten Worte und abschließenden Grüße gehören dir.
El Gore: Ich danke zurück, hat sehr viel Spaß gemacht. Ich grüße und bedanke mich an dieser Stelle nochmal bei allen, die Grindhouse Films so sagenhaft unterstützen. Und ich wünsche dir viel Erfolg und alles Gute mit deiner Seite.

TM: Ich bedanke mich und gebe das so zurück. Viel Erfolg bei deinen neuen und alten Projekten.

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