Samstag, 7. März 2015

REVIEW: KADAVERFICKER - NEKROKORE IS LOVE (Grind, 2014)




Kadaverficker ist eine vierköpfige Band, welche im Grindcore-Bereich angesiedelt ist und seit 1993 existiert. Nach einer mehrjährigen musikalischen Auszeit hat das einzig verbleibende Gründungsmitglied “Goreminister”, welches für den Gesang zuständig ist, drei neue Musiker gefunden, welche mit ihm zusammen einige Splits und ein Vollalbum namens “Exploitation Nekromination” einspielten. Mit dem Album “Nekrokore is Love” präsentieren die Musiker aus dem Ruhrpott ihr aktuelles Soloalbum, welches auf dem jungen, aufstrebenden Label “Splatter Zombie Records” veröffentlicht wurde.




Ihren Stil haben die Kadaverficker – wie man dem Albentitel schon entnehmen kann – Nekrokore getauft. Dass dies nicht einfach nur eine neue Umschreibung für reguläre Grind-Massenware ist, wird sehr schnell deutlich, wenn man sich “Nekrokore is Love” zu Gemüte führt. Das Album schafft es, bekannte Facetten dieser Spielart mit einem relativ hohen Grad an Eigenwilligkeit und Abwechslungsreichtum zu verknüpfen, sodass es die gesamte Laufzeit über unterhaltsam bleibt. „Totgewebe“ und „Elegiac Spacetunnel“ klingen zum Beispiel mehr nach groovigem Slam, wohingegen Tracks wie „Happy Hymen Virgin Buster“ oder „Nekro Power in the Acid Shower“ etwas mehr im (Death) Metal-Bereich angesiedelt sind, was einige Riffs und Kompositionen angeht. Doch am beachtlichsten sind sicherlich Lieder wie „Tote Körper Lamentieren Nicht“, „Beklopptah!“ oder „Creep Credo“, welche punkige oder fast schon experimentelle Stilvariationen sind, wie man sie innerhalb dieses Genres kaum geboten bekommt. Auch verzichtet man weitestgehend auf künstlich klingende Blastbeats und passt das Drumming stattdessen der groovigen Behäbigkeit der Gitarrenklänge an, was dem Stil enorm zu Gute kommt!

Die Titel sind, wie man es aus dem Bereich nicht anders gewohnt ist, sehr kurz und werden häufig von kurzen Samples eingeleitet. Der Gesang von Goreminister wurde sauber abgemischt, steht in guter Interaktion mit der Musik und entpuppt sich als sehr vielseitig. Geboten werden sowohl die klassischen Pig Squeals, als auch dunklere, bellende Growls und „normales“ Gegröhle, welches stellenweise etwas an Rock oder Punk der härteren Gangart erinnert. Die Vocals spiegeln also das wider, was bei der Musik positiv vermerkt wurde: es wird – trotz aller gegebenen (bzw. fast schon vorgeschriebenen) Stumpfheit – auf Variation und für Genrekonventionen übergeordnete Qualität gesetzt.



Thematisch, sprich: optisch und textlich, greift man auf Altbewährtes zurück und liefert ein hochklassig erstelltes Booklet ab, in dem es vor Collagen, welche aus (zum Teil auch echten) Leichen- und Pornobildern bestehen, nur so wimmelt. Wie man an den Liedtiteln und auch an den im Beiheft abgedruckten Texten jedoch unschwer erkennen kann, ist das für Goregrind typische Augenzwinkern allgegenwärtig. Freunde von „ernsterem“ (Death) Metal dürften gerade hier ob des doch etwas aufdringlichen Stils - hier und da könnte man, wie in dem Bereich üblich, den Vergleich zum Blödelhumor ala Troma ziehen – mit den Augen rollen, jedoch ist dies wohl bei so ziemlich jedem Grind-Projekt der Fall.



Fazit: „Nekrokore is Love“ der Band Kadaverficker ist eines der interessantesten Alben, welches seit langer Zeit im Grind-Sektor erschienen ist. Die Band aus NRW kann mit Eingängigkeit, guter Produktion und einer mehr als gelungenen Gesangsleistung überzeugen und entpuppt sich die ganze Albumlänge hindurch als durchhängerlos. Goregrind-Fans werden voll auf ihre Kosten kommen, Leute, welche eventuell eher am Rande Grind hören, könnten jedoch auch an den Kadaverfickern Gefallen finden, gerade weil „Nekrokore is Love“ mehr ist, als „nur“ normaler Grind. Eine mehr als lohnenswerte und qualitativ beachtliche Veröffentlichung!

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