Kadaverficker ist eine
vierköpfige Band, welche im Grindcore-Bereich angesiedelt ist und
seit 1993 existiert. Nach einer mehrjährigen musikalischen Auszeit
hat das einzig verbleibende Gründungsmitglied “Goreminister”,
welches für den Gesang zuständig ist, drei neue Musiker gefunden,
welche mit ihm zusammen einige Splits und ein Vollalbum namens
“Exploitation Nekromination” einspielten. Mit dem Album
“Nekrokore is Love” präsentieren die Musiker aus dem Ruhrpott
ihr aktuelles Soloalbum, welches auf dem jungen, aufstrebenden Label
“Splatter Zombie Records” veröffentlicht wurde.
Ihren Stil haben die
Kadaverficker – wie man dem Albentitel schon entnehmen kann –
Nekrokore getauft. Dass dies nicht einfach nur eine neue Umschreibung
für reguläre Grind-Massenware ist, wird sehr schnell deutlich, wenn
man sich “Nekrokore is Love” zu Gemüte führt. Das Album schafft
es, bekannte Facetten dieser Spielart mit einem relativ hohen Grad an
Eigenwilligkeit und Abwechslungsreichtum zu verknüpfen, sodass es
die gesamte Laufzeit über unterhaltsam bleibt. „Totgewebe“ und
„Elegiac Spacetunnel“ klingen zum Beispiel mehr nach groovigem
Slam, wohingegen Tracks wie „Happy Hymen Virgin Buster“ oder
„Nekro Power in the Acid Shower“ etwas mehr im (Death)
Metal-Bereich angesiedelt sind, was einige Riffs und Kompositionen
angeht. Doch am beachtlichsten sind sicherlich Lieder wie „Tote
Körper Lamentieren Nicht“, „Beklopptah!“ oder „Creep Credo“,
welche punkige oder fast schon experimentelle Stilvariationen sind,
wie man sie innerhalb dieses Genres kaum geboten bekommt. Auch
verzichtet man weitestgehend auf künstlich klingende Blastbeats und
passt das Drumming stattdessen der groovigen Behäbigkeit der
Gitarrenklänge an, was dem Stil enorm zu Gute kommt!
Die Titel sind, wie man es
aus dem Bereich nicht anders gewohnt ist, sehr kurz und werden häufig
von kurzen Samples eingeleitet. Der Gesang von Goreminister wurde
sauber abgemischt, steht in guter Interaktion mit der Musik und
entpuppt sich als sehr vielseitig. Geboten werden sowohl die
klassischen Pig Squeals, als auch dunklere, bellende Growls und
„normales“ Gegröhle, welches stellenweise etwas an Rock oder
Punk der härteren Gangart erinnert. Die Vocals spiegeln also das
wider, was bei der Musik positiv vermerkt wurde: es wird – trotz
aller gegebenen (bzw. fast schon vorgeschriebenen) Stumpfheit – auf
Variation und für Genrekonventionen übergeordnete Qualität
gesetzt.
Thematisch, sprich:
optisch und textlich, greift man auf Altbewährtes zurück und
liefert ein hochklassig erstelltes Booklet ab, in dem es vor
Collagen, welche aus (zum Teil auch echten) Leichen- und Pornobildern
bestehen, nur so wimmelt. Wie man an den Liedtiteln und auch an den
im Beiheft abgedruckten Texten jedoch unschwer erkennen kann, ist das
für Goregrind typische Augenzwinkern allgegenwärtig. Freunde von
„ernsterem“ (Death) Metal dürften gerade hier ob des doch etwas
aufdringlichen Stils - hier und da könnte man, wie in dem Bereich
üblich, den Vergleich zum Blödelhumor ala Troma ziehen – mit den
Augen rollen, jedoch ist dies wohl bei so ziemlich jedem
Grind-Projekt der Fall.
Fazit: „Nekrokore is
Love“ der Band Kadaverficker ist eines der interessantesten Alben,
welches seit langer Zeit im Grind-Sektor erschienen ist. Die Band aus
NRW kann mit Eingängigkeit, guter Produktion und einer mehr als
gelungenen Gesangsleistung überzeugen und entpuppt sich die ganze
Albumlänge hindurch als durchhängerlos. Goregrind-Fans werden voll
auf ihre Kosten kommen, Leute, welche eventuell eher am Rande Grind
hören, könnten jedoch auch an den Kadaverfickern Gefallen finden,
gerade weil „Nekrokore is Love“ mehr ist, als „nur“ normaler
Grind. Eine mehr als lohnenswerte und qualitativ beachtliche
Veröffentlichung!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen