Real Death – ein
Format, das wohl mit keinem anderen der Welt zu vergleichen ist.
Vielleicht teilt er sich, was Ächtung der Masse und Obsession
einiger weniger angeht, einen unbesungenen ersten Platz mit den
anstößigsten Spielarten der (Gewalt- und Fetisch-) Pornografie,
fristet aber doch ein viel untergründigeres und unvermarktbareres
Dasein. Zu grob wird wohl gegen das Moralverständnis der meisten
Menschen und die Rechtssprechung vieler Länder verstoßen, als dass
man ähnliche Vermarktungsmechanismen wie zum Beispiel bei
beschlagnahmten Splatterfilmen etablieren könnte – ganz zu
schweigen von der Exklusivität des zu beschaffenden Materials.
Darstellungen von
Tod und Morden findet man trotz allem heutzutage leichter und
zahlreicher vor, als es jemals der Fall war. Doch wo selbst die
zynischste Darstellung quasi Massenware geworden ist, ist eben eine
besondere Ausprägung Mangelware geworden: der physikalisch
vertriebene Real Death Film. Waren damals Titel wie die “Traces of
Death” oder die “Faces of Gore” Reihe noch begehrte
Sammlerstücke, ist dieses Medium heutzutage eben durch die genannten
Gegebenheiten so gut wie völlig verschollen. Umso interessanter ist
es, wenn es dann doch Neues aus dem Bereich gibt, das der
Präsentation der Alten treu bleibt: in diesem Fall “Gore Reality”.
Der vermummte
Ersteller von “Gore Reality”, der unter dem Pseudonym GoreManiac
agiert, führt den geneigten Zuschauer durch alle fünf Abschnitte,
die der Film zu bieten hat: Accident, Murder, Suicide, Execution und
Short Life. In seinen etwa 35 Minuten Spielzeit bietet “Gore
Reality” quasi pausenlos Szenen drastischster Natur. Die
Kinderkrankheit des frühen Real Death Formats war das ständig
auszumachende Füllmaterial, das das eigentlich explizite sogar
oftmals zu überlagern schien. Hier merkt man jedoch, dass kein
Geschäftsmann, sondern vielmehr ein “Real Death Enthusiast” am
Werk war, von dem anzunehmen ist, dass er aus einer größeren
Sammlung das “Beste” herausgesucht hat. Wo GoreManiac jedoch ganz
im Fahrwasser der Vorbilder schwimmt, ist der Bereich der Musik: old
school Gore Grind und Death Metal dröhnen zu jeder Sekunde aus den
Boxen und passen sich gekonnt den Darstellungen an.
Wie bereits erwähnt,
ist “Gore Reality” wirklich hochgradig explizit und könnte
selbst für Shockumentary-Gelegenheitskonsumenten etwas zu schwierig
sein. Beachtlich ist vor allem, wie sich der Film von Abschnitt zu
Abschnitt steigert. Accident und Murder präsentieren lange und
detailreiche Aufnahmen von grausam entstellten Leichen, denen zum
Beispiel die Gedärme aus dem Leib hängen oder das Gesicht fehlt.
Der Fokus liegt hierbei primär auf den Bergungsarbeiten der
(größtenteils asiatischen) Polizeikräfte. Nach dem stellenweise
etwas kurzweiligeren Suicide-Abschnitt folgen die wahrlich extremen
Szenerien. Executions zeigt zum Beispiele schmerzhafte und
stellenweise kristallklare Szenen, in denen Geiseln die Hälse
durchgeschnitten werden, woraufhin die Peiniger die Köpfe
triumphierend auf die Leichen legen. Auch ist das in Real Death
Kreisen relativ bekannte Video, in dem einem Mann mit einer
Schrotflinte das halbe Gesicht weggeschossen bekommt, enthalten. Eine
wirklich unbeschreiblich brutale Exekution, in dem ein an den Beinen
aufgehänger Körper in der Mitte durchgesägt wird, muss auch noch
Erwähnung finden.
Getoppt wird dies
jedoch durch das finale Kapitel “Short Life”. Hier werden zum
Beispiel abgetriebene Föten, aufgedunsene Wasserleichen von Babys
und eine mehrminütige Autopsie eines Neugeborenen gezeigt. Vor allem
hier beweist “Gore Reality”, dass jegliche Form von Tabu und
Moral während des Schaffensprozesses verworfen wurden und dass man
zum Ziel hatte, eine Clipsammlung zu schaffen, die nur für eine sehr
gewisse Zuschauerschaft überhaupt zumutbar ist.
Fazit: “Gore
Reality” bietet in superlativischem Maße das, was der Titel
verspricht. Wer sich zu diesen Darstellungen hingezogen fühlt, wird
hier einen Film vorfinden, der seinem Konzept doppelt und dreifach
nachkommt. Aus mehr als nachvollziehbaren Gründen erscheint “Gore
Reality” in einer Kleinstauflage auf VHS und ist somit jetzt schon
unmöglich zu bekommen. Dennoch werden diejenigen, die es für
angebracht halten werden, das Teil ausfindig zu machen, genau das
bekommen, wonach sie suchen. Vielleicht sogar um einiges mehr...
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