Freitag, 12. September 2014

REVIEW: WHITEWATER ORGASM - WHEN WAS I EVER WRONG? (Noise, L. White Records)



Whitewater Orgasm ist das Projekt des Finnen Lauri Santeri Lohi. Dieser ist seit 2010 aktiv und spielt eine Mischung aus klassischem, stark verzerrtem Harsh Noise versetzt mit einigen ungewöhnlichen, progressiven Elementen. Mit seinem 2012 erschienenen Album „When was I ever Wrong?“ vermischt Lohi die oben genannten, klassischen Elemente mit vordergründigen Melodien, was zu erstaunlichen Resultaten führt.


Schon der erste Track „Fountain of Fox“ legt den Grundstein für „When Was I Ever Wrong?“ und definiert den Stil, welcher das ganze Album über beibehalten wird. Weiche und träumerische Synthesizer sorgen für musikalische und atmosphärische Grundtöne und werden von (vornehmlich hohen) Noise Frequenzen begleitet. Interessant ist vor allem, wie Whitewater Orgasm diese zunächst widersprüchlich wirkenden Stile übereinander lagert, sodass sie miteinander harmonieren, anstatt wahllos zusammengeschustert zu wirken. Die beiden Klangwelten interagieren perfekt und bilden eine bemerkenswerte Symbiose aus Aggression und Melodie, welche Whitewater Orgasm auf Albumlänge gekonnt zu instrumentalisieren weiß. Hierbei spielen auch die Vocals, welche sehr aggressiv, aber oftmals eher im Hintergrund auftreten, eine große Rolle. Stellenweise erinnert die Mischung etwas an das melodischere Prurient Material, jedoch scheint bei Whitewater Orgasm ein gewisser melancholischer, verzweifelter Unterton eine größere Rolle zu spielen. Dieser kommt zum Beispiel bei „Energy Sphere“ sehr deutlich zum Vorschein, wohingegen zum Beispiel „In the Canisters There Are People Hidden Inside“ im Mittelteil ausschließlich aggressiv und treibend klingt, obwohl beide Stücke prinzipiell die selben „Zutaten“ aufweisen.



Aber auch was Komposition angeht, weiß Whitewater Orgasm genau, wie er vorzugehen hat. So ist zum Beispiel das abschließende, über 30 Minuten lange Stück eigentlich eher statisch – und zwar so sehr, dass es fast schon an HNW erinnert - doch dennoch vermag Lohi in die minimalistische Textur einiges an unterschwelligem Aufbau mit einzubringen, sodass es nie zum Stillstand kommt. „When Was I Ever Wrong?“ legt viel Wert auf Stimmung und Aufbau und verwebt diese beiden Eckpfeiler über die gesamte Laufzeit hinweg. „The World Turning Into Salt“ fängt zum Beispiel ruhig an und wird immer lauter und mit jeder weiteren Spur aggressiver. Gerade dies ist wohl der Grund dafür, dass im gesamten Album niemals Langeweile aufkommt.

Fazit: Abwechslungsreiche und wohlklingende Klänge verschiedener Art werden auf „When Was I Ever Wrong?“ gekonnt zu einem zugleich brachialen und atmosphärischen Gesamtwerk vermischt, welches in höchstem Maße charakterstark und gekonnt daherkommt. Wer guten Harsh Noise mit Atmosphäre, experimentellen Melodien und viel Entwicklung sucht, der ist mit Whitewater Orgasm bestens bedient. Wirklich sehr gelungen und um ein vielfaches besser, als der meiste schnell heruntergekurbelte Harsh Noise, der heutzutage vermarktet wird.

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