Mittwoch, 24. September 2014

REVIEW: DIE BOMBE AUF DEM ZWIEBELMARKT (Klaus Dalski, Kirchschlager Verlag)




Der Thüringer Klaus Dalski ist ehemaliger Kriminaloberrat in Weimar und hat in dem Buch „Die Bombe auf dem Zwiebelmarkt“ einige der skurrilsten und bemerkenswertesten Fälle zusammengetragen, an denen er mitgearbeitet hat. In seiner 26-jährigen Amtszeit, welche sich übrigens bis in die ehemalige DDR erstreckte, hat er hiervon reichlich erlebt, sodass auch dieses Buch (welches übrigens die Fortsetzung zu seinem Erstling: „Der Kopf in der Ilm“ ist) mehr als genug an Beachtlichem bieten hat.


Wie es sich bei einem solch abwechslungsreichen Beruf nicht anders vermuten lässt, ist der Ton der Geschichten ebenso vielseitig, wie es die Geschichten selbst sind. Zum einen gibt es eine Vielzahl an Episoden, welche sich wohl am ehesten als heitere Anekdoten oder relativ „harmlose“ Obskuritäten beschreiben lassen. So werden Dalski und seine Kollegen in „Die Frau von Lermontow“ mit einer Dame konfrontiert, welche nur im militärischen Befehlston mit ihnen spricht und deren vermeintlich gestohlener Schmuck an einer interessanten Stelle wieder auftaucht. Weiterhin gibt es zum Beispiel in „Kohle für die Liebe“ einen köstlichen und prekären Prostitutionsskandal, eine Dame, die vermeintlich ausgeraubt wurde, aber sich selbst immer mehr in Widersprüche verstrickt und einen vorbildlichen Angestellten, welcher in seiner eigenen Firma versucht, Feuer zu legen, um nachher als Held dazustehen. Die überraschenden Wendungen und Dalskis heitere Schreibweise sorgen für Unterhaltsamkeit und den nötigen Witz, sodass gerade diese Geschichten einen interessanten und auflockernden Gegenpol zu den ernsten Fällen darstellen. 



Sicherlich sind gerade für Geschichtsfreunde auch die „DDR-spezifischen“ Geschichten von Interesse. Gemeint sind hiermit die Erinnerungen Dalskis, welche explizit mit politischen und sozialen Eigenheiten Ostdeutschlands vor der Wende zu tun haben. In „der rote Peugeot“ ist zum Beispiel ein beliebtes „Westauto“ der Grund für ein schweres Verbrechen und „die Bombe auf dem Zwiebelmarkt“ ist laut Dalski nicht nur eines der größten Terrorverbrechen in der Geschichte der DDR, sondern gibt auch Einsicht in die Vorgehensweise der damaligen Behörden.

„Die Bombe auf dem Zwiebelmarkt“ bietet jedoch abseits der weiter oben besprochenen Abschnitte eine Vielzahl an Episoden, welche sich um Gewalt-, Mord- und Sexualdelikte drehen. Diese sind stellenweise wirklich überaus „heftig“ und zeigen in aller Deutlichkeit, dass der Beruf eines Kriminaloberrats sich nicht nur um lustige Anekdoten dreht. In „Die Entführung aus der Kinderklinik“ wird zum Beispiel ein Säugling aus dem Krankenhaus entführt und von einem Triebtäter sexuell missbraucht. Weiterhin gehört „Beweisstück Pornofilm“ zugleich zu den brutalsten und zu den interessantesten Fällen des Buches. Ein pädophiler Ex-Häftling vergeht sich an der Tochter eines ehemaligen Zellengenossen und wird aufgrund des zuvor geschauten Pornofilms, dessen gezeigte Sexualpraktiken er an dem Kind nachstellte, überführt. Gerade in den Geschichten, welche Gewalttaten an Kindern beinhalten, merkt man Dalski an, wie emotional er von diesen Fällen berührt wurde und wie belastend solch eine Profession sein kann. Erschreckend ist oftmals aus die Sinnlosigkeit einiger Gewalt- und Mordverbrechen, namentlich wären hier zum Beispiel „Macht Liebe blind?“ und „Ein Verhängnisvoller Brief aus der Heimat“ zu erwähnen.

Fazit: „Die Bombe auf dem Zwiebelmarkt“ bietet eine große Bandbreite an interessanten, lustigen und abstoßenden Geschichten, welche alle eines gemeinsam haben: sie sind lesenswert und unterhaltsam. Dalskis lockerer und von eigenen Wertungen und Observationen durchzogener Schreibstil vermag die einzelnen Episoden farbenfroh auszugestalten und aufgrund des Abwechslungsreichtums und der Knappheit der meisten Geschichten, kommt eigentlich an keiner Stelle Langeweile auf. Hobbykriminologen werden vor allem an den eingängigen Beschreibungen der Ermittlungsarbeit Gefallen finden und sogar für Geschichtsfreunde und DDR-Nostalgiker kann sich das Werk als wahre Fundgrube erweisen.

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