Freitag, 9. Mai 2014

REVIEW: DER MÄDCHENMÖRDER HUGO SCHENK - ÖSTERREICHS GROSSE KRIMINALFÄLLE (Kirchschlager)




Es ist interessant zu betrachten, welche Kriminalfälle einen größeren Bekanntheitsgrad erreichen und welche nicht. Natürlich bleiben die Gewalttaten im eigenen Land selten unbeachtet, selbiges gilt für die Verbrechen, welche sich durch eine enorme Grausamkeit auszeichnen und natürlich, angefacht durch mediale Stilisierung, die amerikanischen Serienmörder und Amokläufer. Das vom Kirchschlager Verlag herausgegebene Buch „Der Mädchenmörder Hugo Schenk – Österreichs große Kriminalfälle“ macht einem klar, wie viele bemerkenswerte Verbrechen (welche sich in diesem Fall sogar im unmittelbaren Nachbarland zugetragen haben) unbeachtet bleiben.





„Der Mädchenmörder Hugo Schenk – Österreichs große Kriminalfälle“ ist nicht – wie der Name vielleicht vermuten lässt – eine Monographie über den besagten Mörder, sondern stellt eine chronologisch angeordnete „Sammlung“ von fünf Morden und Verbrechen dar, welche jeweils auf circa 20 bis 50 Seiten vorgestellt werden. Den Anfang macht das Kapitel „Der Raubmörder Severin von Jaroszynski“, in dem es um den Mord an einem alten Universitätsprofessor geht. Nach der erschreckenden Geschichte der Giftmörderin Therese Braun geht es weiter mit „Der Briefdieb Karl Kalab“ und dem längsten und namensgebenden Kapitel über den Meuchelmörder Hugo Schenk. Den Abschluss macht „Das unheimliche Verbrechen an Dr. Anna Stein“.




Die Taten sind gut ausgesucht bestechen durch ihren Abwechslungsreichtum. Anstatt sich nur auf oberflächliche Kriterien zu beschränken, hat man offensichtlich Wert darauf gelegt, Geschichten aufzunehmen, welche auf unterschiedliche Arten „besonders“ sind. So zeichnet sich der Fall der Giftmörderin Therese Braun durch eine verachtenswerte Gefühlskälte und einen unverständlichen Ausgang aus. Am obskursten könnten jedoch die Briefdiebstähle des Karl Kalab sein, da einem erst nach und nach die Tragweite dieser vermeintlichen Bagatelle bewusst wird. Obwohl alle Geschichten lesenswert sind und man Füllmaterial vergeblich sucht, weiß das Kapitel über Hugo Schenk mit Abstand am meisten zu gefallen. Die Geschichte des gewissenlosen Frauenmörders und seinen Komplizen wird mit großer Genauigkeit erzählt und mit einer Vielzahl von sehr interessanten Bildern unterlegt, sodass sich der Fall offen vor einem ausbreitet und alle Details ans Licht kommen. 





Das Buch überzeugt vor allem durch den Stil, in dem die Geschichten vorgetragen werden. Statt bloß Fakten aneinanderzureihen, verfolgt Autor Kirchschlager einen eher narrativen Stil, welcher den Leser lange im Dunkeln lässt und durch den gekonnten Einsatz von lebhaften Schilderungen und einem dezent erzeugten Spannungsaufbau zu gefallen weiß. So fühlt man sich bei den grausigen Schilderungen in der Geschichte über den Mord an Anna Stein fast schon einen klassischen Detektivkrimi ala Arthur Conan Doyle erinnert. Dennoch ist „Der Mädchenmörder Hugo Schenk – Österreichs große Kriminalfälle“ genauso sachlich und gewissenhaft recherchiert und belegt, wie man es von den anderen Werken des Verlages gewohnt ist. Die Gedichte Schenks sind übrigens eine sehr nette und ausgefallene Beigabe.



Fazit: Kurzweiliges, interessantes und abwechslungsreiches Buch über fünf außergewöhnliche Verbrechen in Österreich. „Der Mädchenmörder Hugo Schenk – Österreichs große Kriminalfälle“ verschafft auf gewohnt vorbildhafte Weise Einblick in Fälle, die wohl für den Großteil der Leserschaft absolutes Neuland sind. Deshalb (aber nicht nur deshalb) ist der Kauf dieses Buches, bei dem es rein gar nichts zu bemängeln gibt, angeraten!

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