Kylie Minoise ist das Harsh Noise
Projekt des Engländers Lea Cummings. Dieser ist bekannt dafür, dass
nicht nur enorme Sachschäden bei seinen Live Gigs auftreten können,
sondern dass auch er selbst des öfteren stark in Mitleidenschaft
gezogen werden kann (man fühlt sich an die japanischen Chaoten „The
Hanatarashi“ erinnert). Unter dem Namen Kylie Minoise ist der Brite
seit 2005 aktiv und hat – wie im Harsh Noise nicht unüblich –
auch schon eine Reihe von Veröffentlichungen herausgebracht, wozu
auch Zusammenarbeiten mit Junko Hiroshige von Hijokaidan und Filthy
Turd zählen. Das 2012 erschiene „Empire of Puke!“ gehört zu den
(verhältnismäßig wenigen) Solo-Vollalben, welche auf
professioneller CD gepresst wurden und ist weiterhin eine seiner
bekanntesten und wohl auch am meisten verbreiteten Arbeiten.
Nicht nur was die Livepräsenz von
Kylie Minoise angeht, ist der Vergleich zur japanischen Noiseszene
angebracht. Die ganze Herangehensweise und auditive Gestaltung mag
auf den ersten Blick automatisch an Japanoise ala Incapacitants
erinnern: sehr starke Verzerrung, kaum Struktur (geschweige denn
Melodie), scheinbar organische oder zumindest analoge Klangquellen,
offensichtlich mit inflationärem Pedal-Gebrauch „zurechtgestutzt“
und Überlagerung mehrerer Spuren – klassischer Harsh Noise eben.
Das Chaos, welches aus diesem spontan anmutenden Klang hervorgeht,
ist ein altbekanntes und wohliges. Angenehm ist weiterhin, dass der
Klang von vorne bis hinten so krude ist, dass er stellenweise fast
schon als statisch bezeichnet werden kann. So ist zum Beispiel der
erste Track „Inflammatory Counterblaster!“ sehr langgezogen und
minimalistisch, obwohl sehr viel unter der musikalischen Oberfläche
vorgeht, wenn man genauer hinhört. Diese kreischenden, hohen Sounds
sind in „Peroxide Perox“ noch vordergründiger und weniger
abwechslungsreich, sodass man schon fast von einem minimalistischen
HNW / HN Mischmasch reden könnte.
Der 10-minütige Track „Erotic Dance
Torture Explosion!“ wiederum mit einigen etwas wärmeren und
vielfältigeren Sounds auf, welche zwar auch minimalistisch aber im
Zusammenspiel etwas knackiger sind, selbiges gilt für das zackige
„Night Train in Cruelty Tavern!“. Dennoch bleibt selbst bei
diesen Mittelfrequenzen eine nicht unanstrengende Statik bestehen,
welche als Art wiederkehrendes Motiv in „Empire of Puke!“ gesehen
werden kann. Kylie Minoise zeigt dies vor allem im letzten Track
„Barriers Created by Disgust, Dirt and Impotence!“ welcher fast
eine halbe Stunde lang ist und einen ebensolchen vielschichtigen
Geräuschfluss präsentiert.
Fazit: Der Stil Kylie Minoises ist eine
Mischung aus primitiver Verzerrung und einem relativ quälenden
Wechselspiel aus Stillstand und Facettenreichtum. Diese Mischung
vermag „Empire of Puke!“ den typischen Harsh Noise Charme zu
verleihen und zeitgleich für viel Charakter und Stringenz zu sorgen.
Sicherlich nicht jedermanns Geschmack und nicht zur Harsh Noise
A-Liste gehörend, aber dennoch um einiges interessanter, als es bei
solchen Projekten der Fall ist.
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