Der deutsche Amateursplatter ist nicht
nur international sehr hoch angesehen, sondern erfreut sich auch
einer langen Tradition. In den späten 80ern (bzw. frühen 90ern)
schnappten sich Leute wie die fürstenfeldbruck'sche Splatterikone
Olaf Ittenbach oder Trash-Guru Andreas Schnaas ihre VHS Kameras und
drehten ohne nennenswerte finanzielle Mittel oder technisches
Know-How krude Hommagen an die Genrefilme, welche damals rechtlich
einen noch schwereren Stand hatten als es heute der Fall ist (und
vielleicht gerade deshalb eine solche fanatische Anhängerschaft um
sich scharren konnten). Diese Werke haben sich unter anderem dadurch
ausgezeichnet, dass sie an banal „deutschen“ Schauplätzen, wie
sie wirklich jeder kennt, gedreht wurden, was fanintern zur
liebevollen Genrebezeichnung „Wald und Wiesensplatter“ führte.
Heutzutage sind die technischen Mittel und Vertriebswege andere, die
Vorbilder haben sich geändert und somit auch die Filme, welche die
Amateurlandschaft hervorbringt. Umso erfreulicher ist es, wenn sich
noch ein deutscher Filmemacher diesem (rustikalen?) Subgenre annimmt
und mit unverblümter Selbstgefälligkeit drauf lossplattert, ohne
die schlechte Kopie eines Hollywoodfilmes sein zu wollen. So hat sich
zwischen all den mittelmäßigen Rip-Offs und verwaschenen, alten
Helden ein Mann hervorgetan, der diese vergessene Kunst weiterhin
hochhält: Marius Thomsen. Thomsen drehte von 2000 bis 2007 die
Knochenwald Trilogie, welche im Jahre 2008 als 2-Disc Collection
veröffentlicht wurde. Die drei Filme um den psychopathischen Killer
Mike Mansfield stellen nicht nur eine Verbeugung vor dem klassischen
Slasherfilm der 80er Jahre dar, sondern sind auch perfekte Beispiele
für deutsche Amateurkost ala „Violent Shit“. Nach Jahren des
Wartens präsentiert uns Thomsen seinen neuen Geniestreich „Terror
Island Overkill“, welcher zwar mehr vom Actionkino der 80er als vom
Slasher-Genre beeinflusst wurde, aber genau das abliefert, was die
Fans schon so sehr an Knochenwald liebten. Im folgenden wird hier die
Rezension zum neuen Werk, sowie ein ausführliches Interview mit dem
Regisseur präsentiert.
Der ehemalige Top-Soldat und jetzige
Polizist Even Harder (sic!) erwartet zusammen mit seiner Frau sein
erstes Kind und vertreibt sich nebenher die Zeit mit dem ausgiebigem
Trainieren von Kampfsport. Kurz nachdem er die Leiche eines
ehemaligen Kameraden bergen muss, wird er gekidnappt und auf eine
verlassene Insel gebracht. Ein weiterer, ehemaliger Kamerad namens
Vince Harper organisiert hier grausame Menschenjagden und bei der
jetzigen sollEven als Beute dienen. Als Harper Evens schwangere Frau
umbringt, schwört dieser auf Rache. Ein erbarmungsloser Kampf gegen
Harpers Söldner bricht los.
„Terror Island Overkill“ ist, wie
bereits erwähnt, eine Hommage an das allseits beliebte und bekannte
B-Movie Actionkino der 80er Jahre und insofern versteht es sich von
selbst, dass die Handlung eine mehr als prototypische ist. Ein
tougher Superheld, der seiner Familie beraubt wird, ein Erzrivale und
eine Unmenge an Kanonenfutter liefern sich eine blutige Schlacht,
nachdem die ersten zwanzig Minuten etwas Character Developement und
rahmenbildende Handlung serviert wurde. Obwohl „Terror Island
Overkill“ ein reinrassiger Amateursplatter im Action-Gewand ist,
kommt die Handlung doch um einiges ernster und emotionaler daher, als
bei einem durchschnittlichen Film dieser Machart (hierzu zählen auch
die Frühwerke Thomsens) der Fall ist. Der Film nimmt sich selbst
natürlich nicht so ernst, als dass es zur Farce würde (deutsche
Regisseure bei denen dies durchgehend der Fall ist, werden hier
anstandshalber nicht als Negativbeispiel genannt), doch es ist
relativ offensichtlich, dass Thomsen mit seinem aktuellen Film keinen
reinen Klamauk schaffen wollte. Evens Geschichte ist durchaus eine
traurige, bewegende und somit wird ein gewisses Maß an
Identifikation mit der Hauptfigur geschaffen, welche seinen
Rachefeldzug zu mehr als einer reinen Aneinanderreihung blutiger
Szenen macht. Dennoch bestehen mehr als zwei Drittel des Filmes aus
reinem Splatter, welcher jedoch so abwechslungsreich und spritzig
inszeniert wurde, dass es keine Durststrecken gibt und es, dank
einiger neuer Bösewichte und Weiterentwicklung, durchgehend spannend
bleibt.
Gerade die angesprochenen Bösewichte
gehören zu dem humorvollsten, was man in letzter Zeit hat erleben
dürfen. Als selbsterklärende Beispiele seien hier der „Toraminator“
(sic!) Abraham Eisenadler und der blinde Rollstuhlfahrer Tyler
Molesight genannt. Generell spielt der Humor bei „Terror Island
Overkill“ eine sehr tragende Rolle, welche dem Film auch mehr als
gut zu Gesicht steht. Als besonders liebenswert erweisen sich die
gewollt flachen Oneliner, welche Even Harder nach jedem Kill loslässt
(natürlich ein spielerischer Seitenhieb in Richtung Arnie und co).
Auch wenn „Terror Island Overkill“
eine Vielzahl von Qualitäten hat, ist es natürlich sonnenklar, dass
der Splatter sowohl das Verkaufsargument, als auch das Hauptaugenmerk
ist. Hier fährt Thomsen richtig auf und präsentiert dem geneigten
Fanatiker eine solche Vielzahl von Gewaltszenen, dass eine einmalige
Sichtung kaum ausreicht, um alles zu verarbeiten. Man kann mit
Gewissheit sagen, dass „Terror Island Overkill“ was Kreativität
und Häufigkeit der Morde angeht fast schon mit dem ikonischen
„Violent Shit 3 – Infantry of Doom“ mithalten kann (welcher
natürlich bis heute ungeschlagen ist). Neben zahlreichen, extrem
blutigen Kopfschüssen werden Körper mittels Kreissäge in zwei
Teile geteilt, Herzen mit der bloßen Hand aus dem Brustkorb
gerissen, Köpfe mit dem Katana gespalten bzw. vom Rumpf entfernt
oder gleich mit dem Vorschlaghammer zermatscht, Leiber durchstochen
und Menschen in die Luft gesprengt. Die FX Arbeit, übrigens von
Thomsen selbst realisiert, ist krude, aber liebevoll und stellt im
Vergleich zum letzten Knochenwald Teil „Sudden Slaughter“ eine
merkliche Weiterentwicklung dar. Auch macht Dennis Jürgensen bei den
Kampfszenen, welche auch mehr als kurzweilig sind, erneut eine sehr
gute Figur!
Fazit: „Terror Island Overkill“ ist
quasi „Phantom Kommando“ im „Knochenwald“-Stil und unterhält
blendend! Der Humor ist weder penetrant noch nervig, die Geschichte
und der Spannungsaufbau sind verhältnismäßig ausgereift und die
durchgehende Splatter-Action ist eine reine Wonne. Für alle
Amateursplatter-Nostalgiker eine Pflichtanschaffung!
INTERVIEW: MARIUS THOMSEN
TM: Hallo, Marius! Zunächst einmal
danke für das Interview! Für die, die dich noch nicht kennen: wer
bist du und was machst du?
MT: Moin moin,
ich habe zu danken. Ich bin der Marius Thomsen, viele kennen mich
vielleicht durch mein Hobby, selbst Amateurstreifen auf die Beine zu
stellen. Seit 2000 drehe ich meine eigenen Filme, inhaltlich mit dem
gefüllt, was ich selbst am liebsten sehe: Splatter.
TM: Dein neuer
Film “Terror Island Overkill” wurde vor kurzem veröffentlicht.
Was kannst du darüber sagen? Wie stehst du zum fertigen Film?
MT: Insgesamt
bin ich mit dem Endergebnis, insbesondere der DVD-Veröffentlichung
über MUP sehr zufrieden, auch wenn ich storymäßig viele Abstriche
machen musste und von ursprünglich geplanten Szenen viele gecancelt
werden mussten, damit wir damit überhaupt fertig werden konnten. Es
sollte, nach der ersten Idee her gesehen, noch ein paar weitere
diverse Bösewichte geben und somit auch mehr Fights und Kills. Aber
aufgrund der vielen Probleme haben wir uns dafür entschieden, das
ganze etwas abzukürzen. Im Nachhinein gesehen war das sogar die
bessere Idee, denn im Film haben wir mit den gedrehten Szenen einen
Kampf nach dem anderen, mehr wäre dann vielleicht etwas
übersättigend dahergekommen und man hätte als Zuschauer schnell
die Übersicht verloren. Ich denke, die Menge an Bösewichten, die
jetzt im Film vorkommen, ist mehr als ausreichend und der Film wirkt
so abgerundet. Aber mit dem, was an Ideen da ist, würde es hier auch
allemal für eine Trilogie reichen :-)
TM: Die
Dreharbeiten scheinen sehr lange gedauert zu haben. Woran lag das?
Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass es Probleme mit dem Drehort
gab.
MT: In erster
Linie dauert so ein Filmprojekt so lange weil alle Mitwirkenden auch
Zeit dafür haben müssen, neben Familie und Arbeit wohlgemerkt
opfert jeder der Teilnehmenden seine Freizeit für so ein Projekt.
Zudem wohnen viele nicht mehr in der Nähe sondern sind weggezogen,
was die ganze Organisation nicht gerade erleichtert. Mit so einem
selfmade-Filmprojekt kommen in jeder Hinsicht Probleme auf einen zu,
wo sie nur möglich wären. Das ist in etwa die extreme Form von
Murphys Gesetz: alles was schief gehen kann, wird auch schief gehen,
definitiv. Geplante Darsteller für fertig vorbereitete Szenen fielen
spontan, manchmal nur Stunden vorher, aus. Somit musste kurzerhand
improvisiert werden, was man mit dem restlichen erscheinenden Leuten
schafft. In solchen Fällen sind wir dann trotzdem zum
organisierten
Drehort hin und haben versucht andere, für später geplante Szenen,
in den Kasten zu bringen oder ich habe die Handlung so weit geändert,
dass es irgendwie passt. Einen möglichen Drehtag hinzuwerfen, an dem
alles vorbereitet und organisiert war, konnte man sich einfach nicht
erlauben. Oft haben wir auch einfach die geplanten Splatterszenen
trotzdem gedreht, dann aber mit 08-15-Söldnern, sofern vorbereiteten
Effekte es erlaubt hatten. So sollte z.B. ein charakteristischer
Hauptbösewicht mit dem Samuraischwert gezweiteilt werden. Da ich
diesen Bösewicht aber kurzerhand aber entfernen musste da der
vorgesehene Darsteller komplett abgesprungen war, haben wir den Dummy
(die vorbereitete Puppe) für diese Splatterszene einfach für einen
normalen Standard-Bösewicht benutzt. Da man diese Zweiteilung
ohnehin nur aus der Rückansicht sieht, war das natürlich möglich.
Ja, mit den
Drehorten sagst Du was. Da es ein Actionfilm war, in dem ziemlich
viel rumgeballert wurde, hatten wir halt realistisch wirkende Waffen
dabei. Das waren zwar ausschließlich Softairwaffen, zu 3/4 defekt,
aber trotzdem so genannte Anscheinswaffen, auf deren tragen in der
Öffentlichkeit eine satte Strafe steht. Daher war es erforderlich,
dass wir stets auf Privatgeländen drehten um Ärger zu vermeiden.
Und da ging das
Problem los - einen geeigneten Drehort finden, wo der Besitzer eine
grölende Horde junger Leute, die nicht nur das Gelände zu einem
Schlachtfeld machen sondern es auch mehr oder weniger so verlassen.
Ein paar Szenen konnten wir im Garten meiner Eltern drehen während
diese im Urlaub waren aber das war auf Dauer keine Lösung. Dann
bekamen wir nach einigem Hin und Her das OK vom Nachbarn einer
Darstellerin, auf seinem Gelände drehen zu dürfen. Das Ganze hat er
dann vier mal mitgemacht bis er uns dann plötzlich doch nicht mehr
unterstützen wollte. Ohne weitere Optionen haben dann doch heimlich
im öffentlichen Wald gedreht um Szenen in den Kasten zu bekommen und
wurden eines Tages prompt von der Fortstaufsicht erwischt.
Glücklicherweise war das noch währen der Aufbauphase und wir hatten
weder angefangen zu drehen noch Waffen in der Hand. Zu guter letzt
bekamen wir dann mit viel Glück die Erlaubnis auf einem
stillgelegten Militärgelände, kurz vor der dänischen Grenze drehen
zu dürfen, wo wir den Film letztendlich auch zu Ende bringen
konnten.
Das war wirklich
Glück da sich die Bunker gleich im Film und in die Story integrieren
ließen.
TM: War es deine
Absicht mit TIO eine Hommage an alte Action B-Movies a la “Phantom
Kommando” zu drehen? Gerade die Sprüche nach jedem Kill deuten
sehr darauf hin.
MT: Definitiv.
TIO ist eine Hommage an die naiv-unterhaltsamen B-Actioner der 80er
Jahre aber auch eine Verneigung vor Troma-Filmen und vor anderen
deutschen Independentfilmen. Gerade Schnaas' Violent Shit III -
Infantry of Doom war ein Vorbild. Aber auch diverse
"Menschenjagd-Filme" wie Battle Royale, The Condemned - Die
Todeskandidaten, Surviving the Game oder Beim sterben ist jeder der
erste haben mich stark inspiriert, meine Version eines solchen Films
zu drehen.
TM: Im deutschen
Amateur-Splatter sind actionlastige Filme eher Mangelware. Denkst du,
dass du mit TIO auf eine Art Marktlücke gestoßen bist?
MT: Da stimme
ich zu: Übertriebene Actionszenen sind im Amateur-Splatter recht
selten vertreten. Meistens sind es doch Slasher-oder Zombiefilme, die
in dem Bereich entstehen.
Aber Marktlücke
ist ein so kommerzieller Begriff und klingt fälschlicherweise nach
"Goldgrube". Etwas, wovon man beim Amateur-Splatterfilm
nicht sprechen kann denn finanziell gesehen setzt man dabei, selbst
angesichts anschließender Lizenzvergabe und DVD-Auswertung, zu und
bleibt mit so einem Projekt auf dem Großteil der Kosten sitzen.
Andererseits macht man so einen Film auch nicht um daran Geld zu
verdienen, also will ich auch gar nicht rumjammern :-)
TM: Wie kamst du
damals auf die Idee deinen ersten Splatterfilm zu drehen? Gibt es
vielleicht noch unveröffentlichte Werke, welche du vor dem ersten
Knochenwald gedreht hast?
MT: Ein
Horrornerd und Filmfreak war ich schon seit ich denken kann. Als ich
dann mit so 17 Jahren meine ersten Amateursplatterfilme zu sehen
bekam: Violent Shit 2 und Zombie '90. Ich erkannte, dass alles ganz
offensichtlich selbstgemacht und simpel realisiert aussieht und dass
da echte Fans ihre eigenen Ideen auf Video gebannt haben. Wenn die
das können, können wir das auch…oder es zumindest versuchen :-)
Ideen und
Inspirationen waren durch wöchentliche VHS-Abende mit allem
möglichen Horror und Splatterkram vorhanden, zudem waren wir
Schüler, hatten also z.B. in den Sommerferien Zeit und vor allem
allesamt Bock auf so was. Es ging in den Sommerferien 2000 los.
Knochenwald war meine erste Arbeit und der erste Versuch so etwas wie
einen Film auf die Beine zu stellen
TM: Die
Knochenwald Trilogie kam damals sehr gut bei Fans von deutschem
Amateursplatter an und genießt bis heute noch einen sehr guten Ruf
unter ihnen. Wie bist du damals auf die Idee gekommen, Knochenwald zu
drehen? War es von vornherein klar, dass es eine Trilogie werden
würde?
MT: Zu der Zeit
als wir uns jedes Wochenende haufenweise VHS aus der Videothek
geliehen hatten (bzw. derjenige von uns, der überhaupt schon 18
war), habe ich auch zum ersten Mal Blutgericht in Texas, den ersten
The Texas Chainsaw Massacre, gesehen und war begeistert. Der Film
stand eben den genannten Frühwerken von Schnaas übrigens Pate für
mein erstes Werk, was man in vielerlei Hinsicht sicher auch merkt,
z.B. durch die sehr lang ausgewälzte Verfolgungsjagd am Ende.
Eine Trilogie
war nie geplant aber er kam im bei Mitschülern und im Freundeskreis
so gut an, dass förmlich eine Fortsetzung gefordert wurde. Ohne die
ganze Nachfrage und Bestätigung wäre es wohl nur bei dem einen Teil
geblieben. Die Idee, alles weiter zu spinnen und den Morden von Mike
Mansfield einen Grund zu geben, war geboren und Knochenwald 2 -
Fleischernte wurde bereits kein Jahr später in Angriff genommen.
Nachdem auch der
zweite Teil auf viel Zuspruch gestoßen war, haben die ersten Ideen
zum dritten und finalen Teil der Reihe nicht lange auf sich warten
lassen.
Dass die
Knochenwald Trilogie so gut ankam liegt vielleicht daran, dass die
Fans merken, dass hier selbst etwas von eingefleischten Fans kommt
und wir mega viel Spaß beim Drehen hatten. Anders als einige andere
Filmemacher unterliegen wir nicht den Grenzen oder Vorgaben, die
geldgeile Produzenten einem vorschreiben um möglichst viel Kohle
rauszuholen sondern wir machen das, worauf wir Bock haben und wissen,
was man als Splatterfilmfan sehen will.
TM: Waren die
Dreharbeiten zu den Knochenwald Filmen aufwändig? Gerade im dritten
Teil scheint sehr viel Arbeit zu stecken.
MT: Ja, man kann
sagen, dass es einem abverlangt. Neben den ganzen Problemen, mit
denen man ständig bei so einer Produktion zu kämpfen hat, kommt
noch Schlafmangel, Stress und chronischer Geldmangel hinzu. Im Grunde
steckt man alles an Kohle, Kraft, Elan & Herzblut und Freizeit in
so einen Film hinein. Ich denke jeder Amateurfilmer, der schon einmal
so ein Projekt verwirklicht hat oder es versucht hat, weiß was ich
meine.
Zudem haben 90%
der Mitwirkenden nur an Wochenenden Zeit, weshalb sich so ein Projekt
immer zieht. Bei Knochenwald 3 fing es schon an, dass viele gerade
mit der Schule fertig waren, mit Ausbildungen oder zu studieren
anfingen und auch weggezogen sind. Man hatte einfach weniger Zeit und
jeder Dreh setzte viel Organisation voraus. Das war der Hauptgrund,
weshalb die Drehzeit so lang dauerte. Ein Problem, das ja bei TIO
immer noch vorhanden war.
TM: Du machst
die Effekte selbst. Siehst du dies eher als notwendiges Übel, oder
macht dir die Arbeit Spaß? Hast du dir alles selbst beigebracht?
MT: Ja,
mittlerweile mache ich die Effekte zum größten Teil selbst. Leider
ist der Marco Neumann, der damals noch die Effekte für Knochenwald 1
und 2 kreierte, weggezogen und kann nur noch bedingt mithelfen. Somit
liegt beim Dreh nicht nur Regie und Kamera unter meiner Verantwortung
sondern auch das Umsetzen der Effekte.
Effekte zu
kreieren macht auf jeden Fall Spaß, ist aber, angesichts der Menge
an nötigen Effekten, auch sehr anstrengend und zeitintensiv und ja,
irgendwann kommt man schon an einen Punkt, wo es einem als
notwendiges Übel erscheint und man sich lieber mehr auf andere
Bereiche konzentrieren möchte. Gerade beim Dreh verschlingen die
direkten Vorbereitungen und Drehs von Splatterszenen das meiste an
Zeit. Und sehr viel Hilfe ist bei solchen Szenen notwendig, alleine
würde ich das auch nicht schaffen und daher bin ich meinem Team sehr
dankbar. Bestes Beispiel sind dafür Szenen, in denen ein Dummy, eine
präparierte Puppe eines Darstellers z.B. den Kopf verliert. Diese
muss so fixiert werden, dass sie beim Dreh nicht wegkippt, dann
werden diverse Helfer gebraucht um Blut im richtigen Moment durch die
Schläuche zu pumpen und zu guter letzt soll der Dummy noch lebendig
wirken, so dass ein weiterer Helfer z.B. noch dessen Arme bewegt. So
kommt es, dass für eine Szene, die im Film nur Sekunden zu sehen
ist, bis zu mehrere Stunden Drehzeit nötig waren bzw. bis zu vier
oder fünf Helfer, wo ein Dummy weggesplattert wird.
Andererseits
will ich diese Art von Szenen nicht missen da ich Fan solcher
expliziten Splatterszenen bin, genau wie Fulci es schon in seinen
Filmen zeigte. Ich mache lieber einen Film, wo deutlichst explizit
rumgesplattert wird als z.B. vier Filme, die im Verhältnis die
gleiche Produktionsdauer benötigen würden, dafür aber nur Blut aus
dem Off kommt...oder ganz blutleer daherkommen.
TM: Terror
Island Overkill erinnert ein wenig an einige Troma Filme und
Knochenwald natürlich an die klassischen Slasherfilme. Welche
Inspirationen bzw. Vorbilder hast du?
MT: Hehe, mit
Troma hast Du schon eine große Inspirationsquelle für meine Filme
genannt. Weitere Vorbilder sind für mich in erster Linie die
Underground-Regisseure, die mit ihren Frühwerken ähnlich wie ich
angefangen haben: Andreas Schnaas, Olaf Ittenbach und Timo Rose. Ich
hatte ja schon erwähnt, dass die Actionstreifen der 80er und auch
Menschenjagd-Filme als Vorbild für TIO dienten aber ein ganz großes
Vorbild waren besonders die Filme des britischen Regisseurs Darren
Ward, der mich einst mit seinem Action-Splatterfilm Sudden Fury
begeisterte. Generell bleiben meine Vorbilder, gerade was Effekte
angeht, auch stets die alten italienischen Horror-Splatter-Streifen
mit Zombies und Kannibalen.
TM: Wie siehst
du dein Werk im Vergleich zur deutschen Amateursplatterszene? Du
scheinst auf ganz andere Aspekte wert zu legen, als andere Regisseure
aus Deutschland.
MT: Ich denke in
der Szene könne sich meine Filme sehen lassen, selbst wenn sie mit
verhältnismäßig geringen Mitteln entstanden sind.
Ich lege auf das
am meisten bei meinen Filmen wert, was mir generell bei einem
Splatterfilm am wichtigsten ist: den Unterhaltungswert. Es hat für
mich oberste Priorität, dass der Film interessant bleibt und es Spaß
macht, ihn zu sehen.
Bei einigen
deutschen Independentfilmern beobachte ich, dass zwar auf einen
möglichst guten Cast wert gelegt, in HD gedreht wurde und auch schon
ein verhältnismäßig beachtliches Budget zur Verfügung stand aber
der Film letztendlich nicht wirklich Spaß beim Zuschauen gemacht
hat.
Wichtig ist
jedenfalls, dass man als Filmemacher das realisiert, womit man sich
selbst oder seine Vorstellungen identifizieren kann und den Fans treu
bleibt, selbst wenn man einen Produzenten im Hintergrund hat, der das
Projekt finanziert. Angesichts der Filme, die z.B. in den USA im
Independentbereich entstehen, ist dies leider nicht immer der Fall.
TM: Wie kam es
zur Zusammenarbeit mit Dennis Jürgensen?
MT: Der Dennis
ist ein alter Schulfreund von mir, den ich schon seit über 25 Jahren
kenne und noch heute einer meiner besten Freunde ist. Er war von
Anfang an bei den Filmen dabei und war glücklich, die Hauptrolle
Even Harders, des Helden aus TIO, zu übernehmen. Viele Ideen wie
bestimmte Kills oder Sprüche kamen übrigens von ihm. Er hatte echt
Spaß dabei, in der Rolle des Even Harder oder auch des Dennis Craven
in Knochenwald 3 die Sau rauslassen zu können.
TM: Welche Pläne
hast du für die Zukunft? Sind weitere Filme in Arbeit oder Planung?
MT: Direkt in
Planung ist derzeit nichts. Aber Ideen für vieles weitere spuken mir
ständig im Kopf herum. Darunter gibt es auch Überlegungen zu u.a.
einem Episodenfilm, einem Zombiefilm oder sogar eine Fortsetzungen zu
TIO oder Knochenwald. Da das letzte Projekt aber so einiges wenn
nicht sogar alles an Ressourcen aufgebraucht hat, ist mir erstmal
nach einem Kurzfilm statt der jahrelangen Arbeit an einem
Langfilm-Projekt. So war 2007 die Arbeit an meinem Kurzfilm Endzeit
für die Krankheit Mensch 2 Kurzfilmsammlung eine willkommene
Abwechslung zu einem endlos scheinenden Langfilmprojekt. Mal schauen,
was kommt :-)
TM: Vielen Dank
für das Interview! Irgendwelche letzten Worte, Grüße etc.?
MT: Einem
geldschweren Produzenten, der hier evtl. mitgelesen hat, möchte ich
mitteilen, dass er mir doch gerne meinen nächsten Film produzieren
darf, wenn er möchte. Ich garantiere auch, das wird das beliebteste
deutsche Schlachtfest seit Ittenbachs Premutos. Voraussetzung ist
lediglich, dass die Zügel in der Hand behalte, das gilt auch für
die post production :-)
Ich möchte mich
bei allen eingefleischten Fans, Gorehounds und Filmnerds bedanken,
die auf meine Filme stehen. Ohne euer Lob, konstruktive Kritik und
positives Feedback hätte ich vielleicht schon nach Knochenwald 1 mit
dem Filmen aufgehört.
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