Montag, 31. März 2014

REVIEW: GHOUL'S NIGHT OUT TRILOGY (2013, El Gore)



Cedi, Phil, Chris und Basti haben eine gemeinsame Vorliebe: das Schauen von Horror- und Splatterfilmen. Sie treffen sich zu Filmabenden, bei denen von alten italienischen Klassikern aus den 80ern bis hin zu den modernen Umtrieben der Underground Szene alles geschaut wird, was das Genre zu bieten hat. Sie ahnen jedoch nicht, dass ein Ghoul und ein zombiefizierter Nazi-Arzt ihr Unwesen treiben und es auf die Filmfreunde abgesehen haben. 





Die Entstehungsgeschichte der „Ghoul's Night Out“ Trilogie hat in einem erlesenen Kreis von Fans schon einen kleinen, aber nicht zu unterschätzenden Kultstatus inne. Die im bayrischen Bad Windsheim ansässige Produktionsfirma „Grindhouse Family Films“ realisierte die Filme seinerzeit an Wochenenden und mit einfachen Mitteln und verteilte im Freundeskreis selbstgebrannte DVD-Rs und limitierte T-Shirts der fertigen Werke. Auch die Zusammenarbeit mit Thanatische Manifestationen existiert quasi seit Tag 1 und so war der GNO Regisseur El Gore nicht nur der erste Interviewpartner (KLICK) auf der Seite, sondern auch der bisher einzige Künstler, mit dem ein VIDEOINTERVIEW geführt wurde (ganz abgesehen von vor Lebensekel und Selbstvernichtungstrieb strotzenden Exzessen, die im privaten Rahmen abgehalten wurden). Doch die „Ghoul's Night Out“ Reihe ist keinesfalls ein stümperhafter Versuch, das, was man jahrelang in seinen Lieblingsfilmen gesehen hat eher schlecht als recht nachzustellen, sondern ein leuchtender Stern am derzeitigen deutschen Amateursplatterhimmel, der sich vor niemandem – auch (oder gerade vor allem?) vor den „alten Hasen“ - auf irgendeine Art und Weise zu verstecken brauch. 






Alle drei Teile haben die selbe Ausgangssituation: die Jungs treffen sich zum Zechen und Filme schauen. Im ersten Teil erweckt ein alter Zauberspruch einen Ghoul zum Leben, der sich Zutritt zur Wohnung verschafft und dort die Gäste nach und nach dezimiert. Im zweiten und dritten Teil übernimmt Dr. Rotten, ein Zombie, der in seinem früheren Leben ein Naziarzt war, die Rolle des Killers. Die Filmfans hören im Nachbarhaus eigenartige Geräusche und gehen, nichtsahnend, dass der Unhold dort herumschlurft, nachschauen, was los ist. Die Grundhandlung und die gewollt räudige Herangehensweise der Macher ist natürlich als eine Huldigung der Klassiker zu verstehen, die unsere Helden im Film (und privat) goutieren. Das Ergebnis ist so herzerwärmend old schoolig, dass selbst der grummeligste und unmodernste Splatter-Rentner an dem authentischen Feeling nichts zu beanstanden haben dürfte. Aufrichtig selbstzweckhaft werden nach nur wenigen Minuten der (jeweils knapp bemessenen) Laufzeit die ersten Spritzer Lebenssaft vergossen, was natürlich exponentiell zunimmt, je mehr Blut Rotten bzw. der Ghoul geleckt haben. Auch was die Spannungskurve angeht, hat die Filmcrew alles richtig gemacht. Durchhänger sind nicht zu verzeichnen, ganz im Gegenteil: die Atmosphäre und Spannungsmomente sind gelungen und wirken sehr ausgereift, ohne jedoch den trashigen Charakter des Films auch nur irgendwie zu blockieren.

El Gore: "Ich käme nie auf die Idee nüchtern einen Film zu machen!"




Die „Ghoul's Night Out“ Filme beweisen, dass echter Fanatismus und Verständnis für die Thematik in diesen Breitengraden zu besseren Resultaten führen können als z.B, ein großes Budget und so erklärt es sich von selbst, dass Gore und Gemetzel vordergründig sind. Die Charaktere sterben allesamt sehr krude und blutig, was natürlich auf liebevoll ausgestaltete Art passiert. Zerschnittene Hälse, Ausweidungen und Gesichter, in denen Macheten stecken, alles das und noch viel mehr wird auf hohem Niveau inszeniert und versprüht genau den No Budget Charme, der das Subgenre auszeichnet. Obwohl keine professionellen Maskenbildner mitgewirkt haben, ist das Ergebnis mehr als zufriedenstellend. Die (größtenteils) handgemachten Effekte gestalten sich verhältnismäßig aufwändig und sind allesamt sehr nett anzusehen. Es ist klar ersichtlich, dass man sich nicht mit der klassischen „Ketchup aufs T-Shirt“ Methode hat zufriedengeben wollen und so ist GNO auch in diesem Bereich meilenweit über diversen „Kontrahenten“ anzusiedeln. Genau wie die 80er Filme, von denen die Grindhouse Crew sich hat inspirieren lassen, haben auch die Killer, vor allem natürlich der kultige Dr. Rotten, einen sehr hohen Wiedererkennungswert.





Wie so oft hat man bei GNO sehr viel wert auf Humor gelegt. Vor allem die Seitenhiebe auf Philip Petroskys Aversion gegen Horrorfilme und die Sticheleien gegen einen deutschen Regisseur sind sehr lustig, selbiges gilt für die Anspielungen auf den Alkoholkonsum des bayrischen Filmteams und Basti, der klammheimlich zu JAV Filmen masturbiert. Weiterhin hat man es sich natürlich nicht nehmen lassen, ohne falsche Bescheidenheit die eigenen Lieblingsfilme zu hypen und den heimischen Giftschrank zu leeren, um die DVD-Hüllen in Nahaufnahme in die Kamera zu halten. Zweifelsohne sind die GNO Filme nicht nur eine Hommage an die oft besungenen „guten, alten Zeiten“ des Genres, sondern auch von echten Fans für echte Fans gemacht.





Fazit: Mit „Ghoul's Night Out“ hat Grindhouse Family Films eine kurzweilige, blutige und extrem unterhaltsame Splattertrilogie geschaffen, die vor Herzblut und Liebe fast schon überquillt. Blutige Morde, Spannung und eine erhabene Schäbigkeit, die so nur von echten Fans erschaffen werden kann, machen diese Filme zu einem echten Geheimtipp, der in der deutschen Amateursplatterlandschaft aufräumen dürfte. Zu sagen, dass die Grindhouse Crew zu dem Interessantesten zählt, was Deutschland derzeit in diesem Bereich zu bieten hat, ist keine Beweihräucherung von Freunden, sondern Fakt.

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