Freitag, 31. Januar 2014

REVIEW: VICIOUS BEAST - TORTURA OBSCURA (L. White Records)






Vicious Beast ist eines der Projekte des Texaners Thomas Mortigan, der unter anderem auch bei Black Leather Jesus aktiv ist und das Label Destructive Industries leitet. Laut dem Informationstext, der das einzige Release des Projekts „Tortura Obscura“ begleitete, soll dieses Album einen zutiefst bösen Einblick in menschliche Abgründe, Alpträume und Urängste sein. Eine Beschreibung wie sie treffender nicht sein könnte.




Der erste Track „Bog Beasts“ wird von langgezogenen, aggressiven aber dennoch warmen Synthesizern eingeleitet, welche sich durch das gesamte Lied ziehen. Viele verzerrte Klangtexturen sorgen anfangs für viel Bewegung im Hintergrund, lassen aber den Drone-artigen, monolithisch wirkenden Tönen den Raum, den sie brauchen. Erfreulicherweise tragen die schleppenden, gut komponierten Töne die letzten Minuten des Liedes, was eine zehrende Aura von Verzweiflung aufkommen lässt. Diese gelungene Überlagerung von Wärme und Brutalität wird im zweiten Track „All in Black“ in gekonnter Weise fortgeführt. Ein gephaserter, nach klassischem Power Electronics anmutender Synthesizer leitet das Geschehen ein, wird aber kurzerhand von wohligen, semi-orchestralen Melodien überlagert, welche man fast schon klassischem Ambient zuordnen könnte. Diese bestimmen den Track und werden von den garstigeren, schrillen Hintergrundklängen doch auf raffinierte Weise in ein Death Industrial/Dark Ambient Konzept eingebunden, das genau die selben Gefühle aufkommen lässt, wie der erste Track.






„Even in Death They Sang Songs“ führt das experimentelle, auf Atmosphäre ausgelegte Konzept weiter und erschafft eine durch dumpfe, zurückhaltende Töne getragene, unangenehme Leere, die sich in über 8 Minuten Spielzeit gekonnt entfaltet und trotz einer sympathischen Statik keineswegs eindimensional ist. „E.V.P. Impressions“ fischt wieder in härteren Dark Industrial Gefilden und reiht anfangs gewollt minimalistisch wirkende, verzerrte Klänge aneinander, was dem Track die Bissigkeit von Harsh Noise verleiht, dem Stil des Albums jedoch treu bleibt. Später gesellen sich wieder orchestral anmutende Töne dazu, was das Stück jedoch keinesfalls abflachen lässt. Je länger „Tortura Obscura“ läuft, desto mehr wird klar, welches Konzept Mortigan verfolgt. Umso erstaunlicher ist es jedoch, dass die Vermischung von hartem Post-Industrial und „schönen“ Ambient Strukturen jedes Mal ein so eigenes, aber dennoch stimmiges Gefühl aufkommen lassen kann.



Mit „Finale – Tortura Obscura“ liefert Vicious Beast das mit Abstand bedrohlichste Stück des Albums ab. In 15 Minuten, welche nahezu endlos wirken, erschafft er ein reines Drone Stück, welches die „schönen“ Seiten der Vorgänger komplett streicht und die dunklen Themen des Albums auf perfekte Art verkörpert. Trotz einem minimalistischen Ansatz, der wohl in der Natur der Sache liegt, wirkt der Track zielgerichtet, treibend und aggressiv. Der Nachfolger „Purgatory Chain Gang“, welcher ebenso über 15 Minuten lang ist, ist quasi die Negativversion des vorangegangenen Tracks. Hier erschafft Vicious Beast durch das gekonnte Inszenieren von Leere und Ereignislosigkeit wirkt der Track ebenso beklemmend, wie dunkel. Dieser Ansatz wird im letzten Track des Albums noch verstärkt und von würgenden, kranken Vocals untermalt.



Fazit: „Tortura Obscura“ von Vicious Beast ist ein überaus gelungenes, durchdachtes und emotionales Werk. Die Kompositionen sind wirkungsvoll und durchdacht und innerhalb der konzeptionellen Vermischung von Harmonie und Härte ist mehr als genug Platz für Weiterentwicklung und Eigensinnigkeit. Jeder Track hat einen eigenen Charakter, Füllmaterial und Ideenlosigkeit sucht man vergeblich. Dennoch hat „Tortura Obscura“ durch seine große Dichte die Bezeichnung „Konzeptalbum“ mehr als verdient. Ein gelungenes Werk, welches definitiv wahrgenommen werden sollte.

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