Troma dürfte so
ziemlich jedem ein Begriff sein, der sich jemals etwas tiefgründiger
in die Splatter- und Trashfilm Materie eingefunden hat. Das
amerikanische Label um Lloyd Kaufman hat nicht nur solche
Genrelieblinge wie “Muttertag”, “Bloodsucking Freaks” und
“Cannibal! The Musical” vertrieben, sondern sich auch vielmals
selbst schöpferisch betätigt und Filme ähnlichen Couleurs kreiert,
die ebenso ein sehr großes Maß an Beachtung auf sich zogen. Die
Gründe hierfür sind wohl unter anderem die penetrant-derben
Slapstick-Einlagen, der Ideenreichtum und die oftmals
grenzüberschreitend direkte Darstellung von Gewalt und Sex. Seinen
Siegeszug im Trashbereich startete Troma mit dem Film, der bis heute
der beliebteste der Firma und das Paradebeispiel für ihren Stil ist:
“The Toxic Avenger”. Besagter Beitrag, der übrigens drei Sequels
nach sich zog, ist quasi ein fester Bestandteil der
Splatterfilm-Geschichte und wird weitestgehend als Pflichttitel
betrachtet. Was um ein Vielfaches weniger bekannt ist, ist die
Tatsache, dass diese Fundgrube an Splatter und schlechtem Geschmack,
die wahrlich alles andere als kinderfreundlich ist, der geistige
Vater einer eigenen Zeichentrickserie ist.
Diese Show trägt
den Namen “Toxic Crusaders” und wurde in den frühen 90er im
Fernsehen ausgestrahlt. Sie schien sich größter Beliebtheit zu
erfreuen und zog eine große Palette an Merchandise nach sich (das
heutzutage für semi-horrende Summen auf eBay an Sammler verkauft
wird). Leider fanden die “Toxic Crusaders” nach nur 13 Episoden
ein jähes Ende, da offenbar vertragliche Schwierigkeiten bestanden.
Obwohl Kaufman sich unter anderem auf der “Toxic Avenger” DVD
mehrfach auf diese Serie bezog, konnte man sie hierzulande ewig nicht
käuflich erwerben. Diesem Missstand hat 84 Entertainment nun Abhilfe
geschaffen und ein Mediabook, das alle 13 Folgen und die Filmversion
(ein Zusammenschnitt der ersten drei Folgen) enthält,
veröffentlicht. Diese ist optisch und qualitativ natürlich in
höchstem Maße ansprechend.
Anfangs orientiert
sich die Zeichentrickserie sehr nah an dem mittlerweile legendären
Anfang des ersten Films der Reihe. Melvin ist die “Putzfrau”
eines Fitnessstudios und wird dort aufgrund seines mickrigen
Erscheinungsbildes von den Gästen gehänselt. Eines Tages erlauben
jene sich einen Spaß und bringen Melvin dazu, sich in ein Tütü zu
zwängen, um die Gunst eines der Mädchen zu erlangen. Als er jedoch
merkt, wie böse ihm mitgespielt wurde, rennt er vor lauter Scham
weg, fällt aus dem Fenster in ein Fass radioaktiven Müll und wird
zu dem Toxic Avenger – kurz Toxie. Er lebt in einer Müllhalde und
findet eine Freundin (die hier zur Wahrung des guten Geschmacks NICHT
blind ist).
Allerdings führt
“Toxic Crusaders” ab hier einige Neuigkeiten ein. Zunächst
einmal bekommt Toxie eine Reihe an Mitstreitern serviert. Dazu
gehören Major Disaster, ein ehemaliger Soldat, der die Natur mit
seiner Willenskraft beeinflussen kann, Headbanger, eine Art Fusion
aus einem Wissenschaftler und einem Sunny-Boy, Nose-Zone, ein Wesen
mit riesiger Nase und Dauererkältung, das mit einem Flugzeug
verschmolzen ist, Junkyard, ein riesiger, menschenähnlicher Hund und
Blobbie, Toxies Haustier. Auch das Team von Bösewichten ist neu und
formiert sich um Dr. Killemoff, einem Wesen aus einem fremden
Planeten, das die Umwelt verpesten und die Erde zerstören will.
Blendet man die
Vorlage aus, ist “Toxic Crusaders” ein klassisches Relikt seiner
Zeit, sprich: eine knallbunte, herrlich überdrehte Serie aus den
wohl glorreichsten Tagen des Zeichentricks. Alles erstrahlt
neonfarben, die Ästhetik ist herzallerliebst-quietschig und die
Charaktere sind quasi Cartoon-Trash-Prototypen. Gerade die Tatsache,
dass ein solch kultisch verehrter Film in ein Setting, das den
Ursprung zu 50% beibehält und zu 50% um fremde Einflüsse erweitert,
macht den Reiz der “Toxic Crusaders” aus.
Die einzelnen
Episoden basieren allesamt auf dem durchgehend aufrechterhaltenen
Motiv des Umweltschutzes (bzw. der Umweltzerstörung). Das Team von
entstellten Mutanten-Helden muss jedes Mal die Pläne Dr. Killemoffs,
die er in der Regel mit seiner Armee von Umweltzerstörungs-Soldaten
durchzusetzen versucht, vereiteln und Tromaville retten. Jede
Variation ist spritzig, unterhaltsam, kurzweilig und vor allem
einfallsreich, was die “Toxic Crusaders” auch für Erwachsene zu
sehr guter Unterhaltung macht (was aber bei den Cartoons der 90er eh
die Regel war). So werden zum Beispiel alle Rentner Tromavilles in
böse Klone verwandelt, Burger werden mit Chemikalien versetzt und
Toxies Mutter tauscht den Körper mit Dr. Killemoff. Gerade die
Absurdität der Ideen und der Schlamassel, den sie mit sich bringen,
sorgen für den Großteil des Sehvergnügens.
Hinzu kommt der
Humor, der sich durch die gesamte Serie zieht. Natürlich ist dieser
(ebenso wie die Gewalt) bis zu einem gewissen Maße kindgerecht
gehalten, vermag aber wirklich lustig zu sein. So sind die Wortspiele
in bester Schwarzenegger-Manier gewollt schlecht und die Charaktere
mit der nötigen Portion Zynismus und Selbstironie ausgestattet. Zu
den Running Gags gehört zum Beispiel, dass einer der Superschurken
ständig voraussagt, wie die Toxic Crusaders den Plan des Chefs
vereiteln werden oder dass Toxies Freundin Yvonne alle Umstehenden
mit ihren Gesangskünsten zum Weglaufen bringt. Troma-Fans können
sich übrigens auch auf eine Art Cameo von Lloyd Kaufman freuen, der
hier eine bärtige Amish-Familie im Schlepptau hat. Vor allem die
sporadisch auftauchenden Sideshow-Charaktere wie Snail-Man oder
Mower-Man entpuppen sich die 13 Episoden über als Highlight, ebenso
wie die Zwiegespräche Headbangers.
Fazit: “Toxic
Crusaders” ist ein echtes Unikat und hat neben der hochkarätigen
Vorlage auch weitere Qualitäten vorzuweisen, die man keineswegs von
der Hand weisen kann. Humor und Gestaltung passen hier perfekt und
jeder, der Aufgrund der kindgerechten Adaption an der Serie zweifelt,
dürfte schnellstens eines Besseren belehrt werden. Für Troma- und
Cartoonfans ein wirklich empfehlenswerter Leckerbissen!
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