Dass Norwegen die
Wiege des Black Metals, wie man ihn heute kennt, ist, dürfte wohl
unumstritten sein. Dennoch fallen einem bei genauerer Überlegung nur
noch wenige Landsmänner ein, die den damals so prägenden Stil heute
noch spielen. Natürlich sind viele der alten Größen noch faktisch
präsent, doch werden sie musikalisch und ideologisch zum größten
Teil (bestenfalls) als Schatten ihrer selbst wahrgenommen und Bands
wie Dodsengel oder Skuggeheim können zwar einiges an Aufmerksamkeit
auf sich ziehen, doch scheinen sie (international betrachtet)
schlicht und ergreifend in der Unterzahl zu sein. Die 2009 gegründete
Formation Dodsfall stellt ein weiteres Projekt aus Norwegen dar, das
jedoch durchaus Nostalgie aufkommen lassen kann.
Dass die
mittlerweile zweiköpfige Gruppe sich ihrer Nationalität (bzw. den
damit verbundenen Konnotationen) keineswegs schämt, beweisen nicht
nur die ausschließlich auf norwegisch gehaltenen Liedtitel und
-texte der beiden Alben “Djevelens Evangelie” und “Inn I
Morkets Kongedomme”. Auch die Beiheft- und Covergestaltung, sowie
die Art, in der sich die Musiker präsentieren, erinnern an die
sagenumwobenen Anfangstage des Musikstils.
Selbiges gilt für
die Musik selbst. “Inn I Morkets Kongedomme”, welches 2012 (ein
Jahr bevor “Djevelens Evangelie”) veröffentlicht wurde, bietet
zunächst einmal eine wohlig “old schoolige” Produktion, die zwar
etwas anspruchsvoller als das, was die alten 4-Spur Recorder damals
fabriziert haben, aber dennoch analog bis ungeschliffen klingt.
Dodsfall scheinen dem Midtempo Bereich sehr zugetan (ein weiterer
Strich auf der “Old School”-Liste), wagen aber durchaus Abstecher
ins Schleppendere oder Schnellere. “Hyllest til Doden” zeigt zum
Beispiel, wie strikt der Stil beibehalten, aber dennoch innerhalb
eines (zugegebenermaßen eng gefassten) Spielraumes variiert wird.
Das Riffing ist nicht wirklich stumpf, aber auch nicht wirklich
melodisch und das Drumming ist pragmatisch, aber mit einigen
Feinheiten versehen. Zusammen mit der Produktion kann man also von
einem Klangteppich reden, wie man ihn in der heutigen Zeit nur noch
seltener (und wenn dann weniger glaubhaft) zu Ohren bekommt.
Der Gesang kommt
relativ stark daher und sorgt für einige Dynamik und Härte. Der
Track “Skjebnen” ist vergleichsweise vocalgetragen und gerade
dies passt sehr gut zu den schnörkellosen, kernigen Gitarren. Diese
Zutaten sind jedoch auf “Djevelens Evangelie” etwas knackiger und
fokussierter zu vernehmen – obwohl der Unterschied kein wirklich
erheblicher ist. Dodsfall halten ihre Linie rigoros, wirken aber
etwas präziser und wagemutiger, was sich in abwechselungsreichen und
eingängigeren Tracks wie “Svart Magi” zeigt. Obwohl diese
Aufpolierungen auf eine gewisse Weise die Atmosphäre des
Vorgängeralbums schmälern, erstrahlen die Norweger doch hier in
einem ungleich aggressiveren Gewand. “I Djevelens Tegn” punktet
zum Beispiel nicht nur mit der oben beschriebenen Eingägigkeit,
sondern erweitert diese um eine Abmischung, welche schlicht und
ergreifend brachialer ist.
Fazit: Alte Schule
für Norwegen-Nostalgiker. Dodsfall erfinden das Rad nicht neu, aber
genau das macht wohl heutzutage den Reiz aus. “Inn I Morkets
Kongedomme” ist rotziger und rauschiger, wohingegen “Djevelens
Evangelie” etwas sauberer klingt und beide Interpretationen des
absolut schnökellosen Stils wissen zu unterhalten. Auf Innovation
wurde scheinbar gewollt verzichtet, dafür bekommt man absolut
solides Handwerk mit dem gewissen Etwas und authentischem
Norwegen-Gefühl.
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