Mit “Totmacher”
schickt der Kirchschlager Verlag, welcher schon für zahlreiche
andere Sachbücher und Kompendien im Bereich Verbrechen und
Serienmord von sich reden gemacht hat, eine neue Serie ins Rennen.
Der Autor Gerd Frank legt mit jeder Ausgabe einen anderen Schwerpunkt
fest und stellt auf je circa 200 Seiten mehrere Fälle vor. Im ersten
Band “Der Vampir von Nürnberg” werden deutsche Serienmörder
vorgestellt, wohingegen der zweite “Massenmord ohne Leichen” den
eurpoäischen Raum abdeckt.
Abermals ist der
vorherrschende Stil als sehr gelungen zu bezeichnen. Die Geschichten
sind kurzweilig und an der Grenze zum Narrativen verfasst, bleiben
jedoch immer sachlich und interessant. Die Anzahl von circa 20 Seiten
wird nur selten überschritten, was sich beim Lesen als sehr
glücklich erweist. Die notwendigen Details und die angebrachte Tiefe
bzw. Psychischen Umstände der jeweiligen Täter sind ein
vordergründiges Element der “Totmacher” Reihe. Dies zeigt sich
zum Beispiel in dem Kapitel “Der Teufel vom Perlacher Forst”,
welches den Serienmörder Peter Hössl behandelt. Dieser hatte eine
sehr verquere, sexuelle Beziehung zu dem Gewehr, das ihm als
Mordwerkzeug diente. Diese und andere komplexe Sachverhalte werden
trotz des konsumierbaren und durchaus lockeren Stils in relativ
beachtlicher Breite analysiert, auch wenn dies nicht den Schwerpunkt
darstellt.
Die einzelnen
Kapitel selbst sind, wie es bei solchen Kompendien logischerweise
immer der Fall ist, sehr vielfältig. Hierbei zeichnen sich einige –
gerade die des zweiten Bandes – durch ihre Kuriosität aus. Neben
dem namensgebenden französischen Fall, bei dem es vornehmlich um die
unauffindbaren Leichen eines Verbrechens geht, sind hier vor allem
“Mord in Hypnose” und “Die Witwenmacherinnen von der Theiß”
zu nennen. Letzterer Fall behandelt ein Thema, welches gerade bei
historischen Verbrechen öfter eine Rolle spielt: den Giftmord. Die
Tatsache, dass sich die Geschehnisse in Ungarn zutrugen und der Krieg
eine große Rolle spielte, offenbart auch eine weitere Facette der
Serie, nämlich die Einsicht in kulturelle und geschichtliche
Umstände, vor allem die der (jüngeren) Vergangenheit. Hier paart
sich der weiter oben erwähnte, breite Stil mit seriöser,
historischer Recherche.
Beim ersten Band von
“Totmacher” ist der kulturelle Fokus insofern eingeschränkt,
dass sich ausschließlich auf deutsche Verbrechen bezogen wird. Hier
sticht oftmals vor allem die Brutalität der Morde heraus,
insbesondere wenn es um Triebtaten geht. Derer gibt es in “Der
Vampir von Nürnberg” zu Genüge. Abgesehen von dem “Protagonisten”
der titelgebenden Geschichte, der ein Nekrophiler war, wird auch auf
die Tötungen von Kindern und Frauenmorde, welche sich in Osnarbrück
zugetragen haben, eingegangen. Obwohl es auch einige Fälle gibt, bei
denen eher ein finanzielles Motiv im Vordergrund steht (für Freunde
der Thematik vielleicht die weniger faszinierenden?), kann man doch
mit Bestimmtheit sagen, dass jeder Fall seine Daseinsberechtigung hat
und man keine Lückenfüller vorgesetzt bekommt.
Auch der bekannte Serienmörder Dennis Nilsen taucht im zweiten Band auf. |
Auch das Layout
lässt an sich keine Wünsche offen und bietet sehr viel begleitendes
Bildmaterial, welches stellenweise schon stark ins Makabere
überspielt. So sieht man zum Beispiel auch einige Fotos von den
Mordopfern und Tatorten. Diese sind ebenso ein Grund dafür, dass es
sich bei den Bänden um verhältnismäßig “schwere Kost”
handelt, denn der Autor geht definitiv einen Schritt weiter, als bloß
in Lexikon-artiger Manier Fakten aufzutischen. Erfreulich ist
weiterhin, dass man sich sichtlich bemüht hat, etwas tiefer zu
graben und wirklich verhältnismäßig unbekannte Mörder und Taten
zu finden, statt die altbekannten “Stars” wieder durchzukauen.
Fazit: Die ersten
beiden “Totmacher” Bücher bieten gute Unterhaltung für jeden
Freund von Verbrechens- und Mordliteratur. Punkten kann der Autor
Gerd Frank vor allem durch den zackigen Stil und eine gelungene
Auswahl an Fällen. Auch wenn der erste Band in den deutschsprachigen
Ländern aufgrund der Thematik wohl mehr Anerkennung finden wird,
sind beide gut umgesetzt und angeraten. Sehr spezifisch und sicher,
aber gerade deshalb gerade für Connaisseure mehr als wertvoll!
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