Donnerstag, 20. August 2015

REVIEW: TOTMACHER BAND 1 & 2 (Kirchschlager Verlag)



Mit “Totmacher” schickt der Kirchschlager Verlag, welcher schon für zahlreiche andere Sachbücher und Kompendien im Bereich Verbrechen und Serienmord von sich reden gemacht hat, eine neue Serie ins Rennen. Der Autor Gerd Frank legt mit jeder Ausgabe einen anderen Schwerpunkt fest und stellt auf je circa 200 Seiten mehrere Fälle vor. Im ersten Band “Der Vampir von Nürnberg” werden deutsche Serienmörder vorgestellt, wohingegen der zweite “Massenmord ohne Leichen” den eurpoäischen Raum abdeckt.

Abermals ist der vorherrschende Stil als sehr gelungen zu bezeichnen. Die Geschichten sind kurzweilig und an der Grenze zum Narrativen verfasst, bleiben jedoch immer sachlich und interessant. Die Anzahl von circa 20 Seiten wird nur selten überschritten, was sich beim Lesen als sehr glücklich erweist. Die notwendigen Details und die angebrachte Tiefe bzw. Psychischen Umstände der jeweiligen Täter sind ein vordergründiges Element der “Totmacher” Reihe. Dies zeigt sich zum Beispiel in dem Kapitel “Der Teufel vom Perlacher Forst”, welches den Serienmörder Peter Hössl behandelt. Dieser hatte eine sehr verquere, sexuelle Beziehung zu dem Gewehr, das ihm als Mordwerkzeug diente. Diese und andere komplexe Sachverhalte werden trotz des konsumierbaren und durchaus lockeren Stils in relativ beachtlicher Breite analysiert, auch wenn dies nicht den Schwerpunkt darstellt.




Die einzelnen Kapitel selbst sind, wie es bei solchen Kompendien logischerweise immer der Fall ist, sehr vielfältig. Hierbei zeichnen sich einige – gerade die des zweiten Bandes – durch ihre Kuriosität aus. Neben dem namensgebenden französischen Fall, bei dem es vornehmlich um die unauffindbaren Leichen eines Verbrechens geht, sind hier vor allem “Mord in Hypnose” und “Die Witwenmacherinnen von der Theiß” zu nennen. Letzterer Fall behandelt ein Thema, welches gerade bei historischen Verbrechen öfter eine Rolle spielt: den Giftmord. Die Tatsache, dass sich die Geschehnisse in Ungarn zutrugen und der Krieg eine große Rolle spielte, offenbart auch eine weitere Facette der Serie, nämlich die Einsicht in kulturelle und geschichtliche Umstände, vor allem die der (jüngeren) Vergangenheit. Hier paart sich der weiter oben erwähnte, breite Stil mit seriöser, historischer Recherche.

Beim ersten Band von “Totmacher” ist der kulturelle Fokus insofern eingeschränkt, dass sich ausschließlich auf deutsche Verbrechen bezogen wird. Hier sticht oftmals vor allem die Brutalität der Morde heraus, insbesondere wenn es um Triebtaten geht. Derer gibt es in “Der Vampir von Nürnberg” zu Genüge. Abgesehen von dem “Protagonisten” der titelgebenden Geschichte, der ein Nekrophiler war, wird auch auf die Tötungen von Kindern und Frauenmorde, welche sich in Osnarbrück zugetragen haben, eingegangen. Obwohl es auch einige Fälle gibt, bei denen eher ein finanzielles Motiv im Vordergrund steht (für Freunde der Thematik vielleicht die weniger faszinierenden?), kann man doch mit Bestimmtheit sagen, dass jeder Fall seine Daseinsberechtigung hat und man keine Lückenfüller vorgesetzt bekommt. 

Auch der bekannte Serienmörder Dennis Nilsen taucht im zweiten Band auf.


Auch das Layout lässt an sich keine Wünsche offen und bietet sehr viel begleitendes Bildmaterial, welches stellenweise schon stark ins Makabere überspielt. So sieht man zum Beispiel auch einige Fotos von den Mordopfern und Tatorten. Diese sind ebenso ein Grund dafür, dass es sich bei den Bänden um verhältnismäßig “schwere Kost” handelt, denn der Autor geht definitiv einen Schritt weiter, als bloß in Lexikon-artiger Manier Fakten aufzutischen. Erfreulich ist weiterhin, dass man sich sichtlich bemüht hat, etwas tiefer zu graben und wirklich verhältnismäßig unbekannte Mörder und Taten zu finden, statt die altbekannten “Stars” wieder durchzukauen.

Fazit: Die ersten beiden “Totmacher” Bücher bieten gute Unterhaltung für jeden Freund von Verbrechens- und Mordliteratur. Punkten kann der Autor Gerd Frank vor allem durch den zackigen Stil und eine gelungene Auswahl an Fällen. Auch wenn der erste Band in den deutschsprachigen Ländern aufgrund der Thematik wohl mehr Anerkennung finden wird, sind beide gut umgesetzt und angeraten. Sehr spezifisch und sicher, aber gerade deshalb gerade für Connaisseure mehr als wertvoll!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen