Sonntag, 15. September 2013

REVIEW: BLUTNACHT 1 UND 2 (Jochen Stephan, 1999/2009)









Jochen muss auf dem Weg zu einer Party feststellen, dass seine Freundin ihn offenbar mit seinem besten Freund betrügt. Wutentbrannt läuft er über die Straße und wird dabei von einem Auto überfahren. Doch der Hass, den er in sich trägt, lässt ihn nicht in Frieden ruhen und so verwandelt er sich in einen Dämon, der mordend durch die Stadt zieht und jeden liquidiert, der ihm in die Quere kommt.

20 Jahre nach diesen Ereignissen fährt Alex mit 5 Freunden zelten. Die sechs Freunde wissen jedoch nicht, dass der Geist des Dämons von einigen Satanisten wiedererweckt worden  und wieder von den Toten auferstanden ist, um weitere Seelen zu sammeln. Was als Sauf- und Flirtgelage beginnt, endet in einem Blutbad.





Die beiden Blutnacht Filme von Regisseur Jochen Stephan haben zwar schon einige Jahre auf dem Buckel (der erste Teil ist sage und schreibe 14 Jahre alt), aber dennoch erfreuen sie sich in Insiderkreisen derzeit größter Beliebtheit. Neben der Tatsache, dass es sich bei den beiden “Blutnacht“ Teilen um sehr gelungene deutsche Amateur-Splatterkost ala Violent Shit, Knochenwald und Co. handelt, haben wohl auch die immensen rechtlichen Probleme, die die Filme nach sich zogen, ihren Teil zum guten Ruf im deutschsprachigen Underground beigetragen. Trotz der bedauernswerten Zensurgeschichte sind die Blutnacht Filme nicht tot (und unterliegen auch keinem Verbreitungsverbot), sondern flimmern über beachtlich viele Bildschirme von deutschen Amateursplatter Fans. Die Resonanzen sind durchweg positiv und so haben sie sich innerhalb der Splatterszene zu echten Geheimtipps entwickelt, welche sogar in hochkarätigen Heften wie “Virus“ und “X-Rated“ besprochen wurden.


Zeitungsartikel über "Blutnacht"




Blutnacht 1 von 1999 atmet die selbe Luft wie die frühen Produktionen von Andreas Schnaas oder unbekanntere Beiträge aus dem englischsprachigen Ausland. Der scheinbar auf VHS gedrehte Film ist reiner Splatterspaß ohne viel Drumherum. Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt und nach etwa einer halben Stunde, in der mit Freunden gesoffen und herumgefahren wird, ist die Verwandlung des Hauptcharakters abgeschlossen und man konzentriert sich so gut wie ausschließlich auf seine Mordtaten. Der Dämon (im ersten Teil noch ohne Maske) rennt bewaffnet durch die Nacht und bringt jeden um, der ihm begegnet. Hierbei wird vornehmlich zerhackt, entweidet und geköpft. Der Bodycount ist ziemlich stattlich und wenn der Film erst mal ins Rollen gekommen ist, geht es Schlag auf Schlag.

Sicherlich merkt man dem ersten Teil von “Blutnacht“ an, dass er mit wenig Budget realisiert wurde. Ein jüngeres Publikum könnte sich an den VHS-typischen Artefakten, dem sehr dumpfen, schwer verständlichen Ton und dem schwäbischen Dialekt stören, für die alten Hasen, die Karl the Butcher noch auf einem analogen Trägermedium erleben durften, könnte “Blutnacht“  jedoch eine wundervolle Verbeugung vor längst vergangenen Zeiten sein. Man darf auch nicht vergessen, dass es in den 90ern keine Gratisprogramme gab, die jeden selbstgefilmten Schnipsel professionell aussehen lassen konnten. “Blutnacht“ ist ein waschechter, deutscher Amateursplatter der alten Schule und als solcher verdammt gelungen. Was wären schon abgerissene Köpfe und Entweidungsszenen mit Schweinedärmen von Metzger in hochauflösender BluRay Qualität?





“Blutnacht 2 – Die Rückkehr des Dämon“, welcher um einiges professioneller, schneller, spannender und vor allem blutiger daherkommt, ist er ein sehr gelungener Amateursplatter der neuen Art. Nach einem satanischen Ritual einiger geschminkter Kurzhaar-Metaller im Wald ersteht der Dämon aus dem ersten Teil von den Toten auf und massakriert direkt ein junges Satanisten-Pärchen, welches sich für einen Quickie von der Gruppe entfernt hat. Kurz darauf lernen wir auch schon unsere zeltenden Hauptdarsteller kennen, welche auch schon wenig später der Klinge des Dämonen zum Opfer fallen und durch den Wald gehetzt werden.

Der zweite Teil  von “Blutnacht“ profitiert ungemein von dem höheren Maß an Professionalität. Der Bodycount ist noch höher und die gelungenen Effekte machen den Film zu einem dieser herrlich überdrehten Metzelfeste im Wald, die man über die Jahre so sehr liebgewonnen hat.  Vor allem durch den gelungeneren Schnitt kommen die Splatterszenen viel besser und härter herüber, als es im ersten Teil der Fall war. Die Morde sind zum Teil sehr einfallsreich: Menschen werden in zwei Hälften gehackt, aufgehängte Frauen aufgeschlitzt, Brustkörbe von hinten durchbohrt und auch eine Kettensägen-Zerlegungsszene ala “Black Past“ darf nicht fehlen. Der rote Saft spritzt in Massen und auch mit zerteilten Leichen geizt der Film nicht. Hier und da merkt man natürlich, dass kein professioneller FX Künstler wie Ittenbach am Werke war, doch hat man sich alle Mühe gegeben, den Film wirklich gut ausschauen zu lassen. Im Amateurbereich kann man den zweiten Teil von “Blutnacht“, was Professionalität, Effekte und Umsetzung angeht, im oberen Drittel ansiedeln. Auch wenn die gängigen “Problemzonen“ des No Budget Amateursplattergenres auch bei diesem Film auszumachen sind (diese werden hier nicht einzeln aufgezählt, da sie hinlänglich bekannt sind), macht “Blutnacht 2“ mit seiner charmanten Kompromisslosigkeit alles wieder wett. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Exemplarisch kann man hier eine Szene nennen, in der eine der jungen Frauen vom Dämon totgeschissen wird (muss man gesehen haben um es zu glauben). “Blutnacht 2“ schafft es stellenweise sogar, einiges an Spannung und oldschooliger Atmosphäre aufkommen zu lassen. Insofern ein wirklich rundes und überzeugendes Ergebnis, was einem hier geboten wird. Auch der Handlungsaufbau ist viel ausgereifter und am klassischen Horrorfilm der 80er angelehnt.





Fazit: Die “Blutnacht“ Filme sind ambitionierte und unterhaltsame Amateursplatterfilme, welche ihren Hype zurecht genießen. Man merkt, dass hier richtige Fans am Werk waren und versucht wurde, den Gorehounds die bestmögliche Unterhaltung zu bieten. Vor allem Teil 2 ist sehr blutig und verhältnismäßig professionell ausgefallen, sodass man durchaus den Vergleich vor Klassikern wie “Knochenwald 3“, “Violent Shit“ und Co. nicht zu scheuen braucht. Sehr charmante und überzeugende Genrekost aus dem Schwabenland!





Zu den DVDs: Die Filme sind derzeit als profesionell bedruckte DVD-Rs erhältlich, Teil 2 sogar inklusive einer Bonus DVD! Da Thanatische Manifestationen ein rein journalistisches Portal ist und sich ausdrücklich von jeder Form von Werbung (insbesondere für ungeprüfte/indizierte Medien)  distanziert, werden jedoch keine Vertriebsquellen genannt.

Wer jedoch Näheres über die Zensurgeschichte, die Entstehung und die Filme generell erfahren möchte, kann sich mit dem Label “Splattack Pictures“ hier in Verbindung setzen:



splattack-pictures [a] hotmail.de

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