Samstag, 20. Dezember 2014

REVIEW: KYLIE MINOISE - EMPIRE OF PUKE! (Noise)




Kylie Minoise ist das Harsh Noise Projekt des Engländers Lea Cummings. Dieser ist bekannt dafür, dass nicht nur enorme Sachschäden bei seinen Live Gigs auftreten können, sondern dass auch er selbst des öfteren stark in Mitleidenschaft gezogen werden kann (man fühlt sich an die japanischen Chaoten „The Hanatarashi“ erinnert). Unter dem Namen Kylie Minoise ist der Brite seit 2005 aktiv und hat – wie im Harsh Noise nicht unüblich – auch schon eine Reihe von Veröffentlichungen herausgebracht, wozu auch Zusammenarbeiten mit Junko Hiroshige von Hijokaidan und Filthy Turd zählen. Das 2012 erschiene „Empire of Puke!“ gehört zu den (verhältnismäßig wenigen) Solo-Vollalben, welche auf professioneller CD gepresst wurden und ist weiterhin eine seiner bekanntesten und wohl auch am meisten verbreiteten Arbeiten.




Nicht nur was die Livepräsenz von Kylie Minoise angeht, ist der Vergleich zur japanischen Noiseszene angebracht. Die ganze Herangehensweise und auditive Gestaltung mag auf den ersten Blick automatisch an Japanoise ala Incapacitants erinnern: sehr starke Verzerrung, kaum Struktur (geschweige denn Melodie), scheinbar organische oder zumindest analoge Klangquellen, offensichtlich mit inflationärem Pedal-Gebrauch „zurechtgestutzt“ und Überlagerung mehrerer Spuren – klassischer Harsh Noise eben. Das Chaos, welches aus diesem spontan anmutenden Klang hervorgeht, ist ein altbekanntes und wohliges. Angenehm ist weiterhin, dass der Klang von vorne bis hinten so krude ist, dass er stellenweise fast schon als statisch bezeichnet werden kann. So ist zum Beispiel der erste Track „Inflammatory Counterblaster!“ sehr langgezogen und minimalistisch, obwohl sehr viel unter der musikalischen Oberfläche vorgeht, wenn man genauer hinhört. Diese kreischenden, hohen Sounds sind in „Peroxide Perox“ noch vordergründiger und weniger abwechslungsreich, sodass man schon fast von einem minimalistischen HNW / HN Mischmasch reden könnte.



Der 10-minütige Track „Erotic Dance Torture Explosion!“ wiederum mit einigen etwas wärmeren und vielfältigeren Sounds auf, welche zwar auch minimalistisch aber im Zusammenspiel etwas knackiger sind, selbiges gilt für das zackige „Night Train in Cruelty Tavern!“. Dennoch bleibt selbst bei diesen Mittelfrequenzen eine nicht unanstrengende Statik bestehen, welche als Art wiederkehrendes Motiv in „Empire of Puke!“ gesehen werden kann. Kylie Minoise zeigt dies vor allem im letzten Track „Barriers Created by Disgust, Dirt and Impotence!“ welcher fast eine halbe Stunde lang ist und einen ebensolchen vielschichtigen Geräuschfluss präsentiert.

Fazit: Der Stil Kylie Minoises ist eine Mischung aus primitiver Verzerrung und einem relativ quälenden Wechselspiel aus Stillstand und Facettenreichtum. Diese Mischung vermag „Empire of Puke!“ den typischen Harsh Noise Charme zu verleihen und zeitgleich für viel Charakter und Stringenz zu sorgen. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack und nicht zur Harsh Noise A-Liste gehörend, aber dennoch um einiges interessanter, als es bei solchen Projekten der Fall ist.

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